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Von Eiern und kleinen Putzteufeln

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Putzen ist angesagt
Putzen ist angesagt

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AutoreninfoSylvia Koppermann
aktualisiert: 31.01.2011Mehrfache Mutter u. Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung
Während ich noch immer stammelnd nach Worten rang, hörte ich das verzückte Lachen meiner Kleinsten aus ihrem Zimmer. Mein sechster Sinn sagte mir, ich sollte da nun nicht hineingehen. Doch noch bildete ich mir ein, Romy aus dem Bett zu holen, wäre die beste Gelegenheit, den Eierschock zu verdauen, bevor ich mich ans Putzen machen müsse. Der weitere Beweis meiner Naivität folgte prompt, als ich vor der nackten Romy stand, die mir, wie ein stolzer Künstler, ihr Graffiti-Kunstwerk zeigte. Statt einer Malerpalette, die Windel im Arm.
Während ich versuchte, das Bett abzuziehen, dröhnte ein erneutes Juchzen aus der Küche. Emmy feuerte Romy an, dazwischen immer wieder ein Klatschen, gefolgt von einem "Oh Mann!". Ich lies fallen, was ich in Händen hielt und stürmte los. Emmy stand am Eingang zur Küche, kringelte sich vor Lachen, während Romy aufstand, einen glitschigen Tanz vollführte, um erneut einen Salto in den Eier-Gratin zu schlagen. Vorsichtig fischte ich meine Kleinste, die aussah, als sei sie zum Panieren vorbereitet, aus der Eiersuppe, polterte an Emmy vorbei, zischte ihr noch zu "Du gehst jetzt auf gar keinen Fall in die Küche, sonst werde ich echt sauer!" und versuchte Romy, die Treppen hinunter ins Bad zu bugsieren.

Nach zwei kompletten Ganzkörperwaschgängen sah die Kleine schon wieder nach Kind aus und ich wickelte sie zufrieden in ein Handtuch. Auf der Treppe dann eine neue Hand, die sich um mein Herz krampfte: Emmy sang in ihrem Zimmer "Emmy macht alles sauber, Emmy macht alles sauber ...".

Romy parkte ich auf dem Sofa und rannte los. Emmy steht in ihrem Zimmer, zog mit schlurfendem Geräusch den Staubwedel über ihren Nachttisch, von dem es tropfte. Es roch nach Glasreiniger und Babyöl, Emmy glänzte wie eine Speckschwarte und ihr Haar war nur noch ein weißer Helm. "Guck mal, Mama, die Emmy macht sauber", strahlte sie mich stolz an. "Was hast Du denn jetzt schon wieder gemacht", meine Stimme wurde regelrecht schrill. "Emmy ware nich in der Küche! Habe mir schick gemacht, guck mal." Sie drehte sich wie ein Model auf dem Laufsteg und präsentierte sich im Glanz eines Bodybuilders auf Wettkampf. 

Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde scannte ich den Raum ab. Aus dem Regal über dem Wickeltisch tropfte Babyöl, sammelte sich in einer verschmierten Lacke auf der Unterlage, die meiner Tochter wohl als Wellnessliege diente, während ich Romy im Bad kärcherte. Sie muss sich die ganze Flasche Öl über den Kopf gegossen haben, bevor sie es von den Haaren bis zu den Zehenspitzen verteilte. Die Fixierung des Werks war dann wohl der Inhalt der Cremedose, der ebenfalls im Haar klebte. Ich verfiel in Schnappatmung, die dann sogar noch auszusetzen drohte, als Emmy lächelnd zu mir aufsieht und sagte: "Du hasse gesagt, Emmy soll nich in die Küche. War ich ganz brav und habe mir schick gemacht. Und jetzt mache ich alleine sauber."

Und wieder galoppierte ich die Treppe mit einem glitschigen Kind unterm Arm hinunter, um es im Bad zu scheuern. Wohlweislich hatte ich vorgesorgt und den Fernseher angeschaltet, um Romy davon abzuhalten, auf dumme Gedanken zu kommen. Im Hinterkopf hörte ich die gehässige Stimme: "Sehr pädagogisch wertvoll, das arme, kleine Kind vorm Fernseher zu parken!"
"Das ist mir jetzt völlig Hupe! Dann bin ich eben heute eine Rabenmutter, die ihre Kinder mit fernsehen ruhig stellt. Na und!? Der Zweck heiligt die Mittel und in Krisenzeiten muss man zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen, basta!"

Emmy schaute mich entsetzt aus ihren Babyöl verklebten Augen an: "Mama, geht's Dir gut?"
Hilflos schüttelte ich den Kopf und starrte in die Ecke, während Emily sich ein Schaumkrönchen aufsetzte. Soweit war es nun schon mit uns gekommen. Ich führte laute Selbstgespräche und stand da wie ein Trottel. Ein Trottel, den gleich noch ein Großputz erwartete.

Und während mir Romys Juchzen an der Treppe ankündigte "Mama, komme", stand für mich fest, dass ich zukünftig erst wieder ein Auge zum Schlafen in dieser Familie zumachen würde, wenn auch das Jüngste meiner Kinder volljährig und aus dem Haus ist. Sicherer ist das!

[SyKo]

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