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So ging Verhütung früher

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Früher blieb Sex oft nicht ohne Folgen.
Früher blieb Sex oft nicht ohne Folgen.

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AutoreninfoSylvia Koppermann
aktualisiert: 05.04.2011Mehrfache Mutter u. Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung

Kreativität bei der Empfängnisverhütung

Der Wunsch, sich vor ungewollten Schwangerschaften zu schützen, ist sicherlich so alt wie die Menschheit. Dank der Einführung der Pille im Jahr 1961 konnten Paare erstmals miteinander Sex haben, ohne Angst vor einer Schwangerschaft haben zu müssen. Dies verschaffte besonders der Frau eine vorher nicht gekannte Handlungsfreiheit, da sie ab diesem Zeitpunkt selbständig bestimmen konnte, ob und wann sie Kinder bekommen wollte.

Dies heißt aber nicht, dass Frauen nicht auch schon zu früheren Zeiten versucht hätten sich vor einer ungewollten Schwangerschaft zu schützen. Wobei die Methoden der Empfängnisverhütung genauso interessant wie zahlreich, teilweise aber auch haarsträubend sind.

So verhüteten die alten Ägypter

So soll es beispielsweise im alten Ägypten Brauch gewesen sein, einen kleinen Kegel aus Samen des Granatapfels und Wachs zum Einsatz kommen zu lassen, da diese Mischung in Verdacht stand, den Eisprung aufgrund der enthaltenen, natürlichen Östrogene zu verhindern.

Chinesen tranken Quecksilber

Härter im Nehmen waren Frauen im alten China, die angeblich Quecksilber tranken, da sie sich hiervon eine Schwangerschaft verhütende Maßnahme versprachen. Des Weiteren standen
  • Amulette
  • in Pflanzenschleim getunkter Krokodildung
  • das heftige Auf- und Abspringen nach dem Geschlechtsakt
  • in verschiedene Gemische getauchte Schwämmchen
  • Seiden-, Stoff- oder Lederkondome
  • Vaginalspülungen
  • sowie saure Zitronenhälften, die als eine Art Kappe vor dem Muttermund platziert wurden, zur Auswahl.

Verhütung unserer Urgroßeltern

Und wie verhielt es sich in Sachen Verhütung zur Zeit unserer Urgroßeltern? Mitte des 19. Jahrhunderts brachte eine verheiratete Frau im Durchschnitt etwa sechs Kinder zur Welt, wobei mehr als 35 Prozent aller verheirateten Frauen mindestens acht Kinder hatten. Dabei gab es auch zu dieser Zeit schon eine Fülle an Verfahren, um eine Schwangerschaft zu verhindern.

Erfindung des Diaphragmas

So geht beispielsweise die Erfindung des Diaphragmas im Jahr 1882 auf den deutschen Arzt Wilhelm Peter Mensinga zurück. Zu weiteren mehr oder weniger wirksamen und manchmal gesundheitsgefährdenden Schutzmechanismen vor ungewollten Schwangerschaften gehörten Kondome aus Gummi, aus Fischblasen oder Blinddärmen von Wiederkäuern.

Des weiteren versprach man sich von den bereits erwähnten Portiokappen oder Okklusivpessarien ebenso Schutz wie von Vaginalzäpfchen aus Kakaobutter und in Lysol oder Essig getränkten Schwämmchen.

Wasserspülungen sollten schützen

Zusätzlich wurden Spülungen mit Wasser, Schwefelkupfer, Karbol, Essig oder Alaunlösungen mittels sogenannter Frauenduschen, Bidets oder Mutterrohren durchgeführt. Selbst vor dem Einspritzen chemischer Substanzen schreckte man nicht zurück, wie die weite Verbreitung von Scheidenpulverbläsern nahe legt.

Viele Frauen verließen sich auf das "schnelle Rausziehen"

Zu den ältesten und wegen seiner einfachen Handhabung am weitesten verbreiteten Verhütungsmethoden zählte sicherlich der Coitus interruptus, der am Anfang des 20. Jahrhunderts von über 60 Prozent der Paare, in ländlichen Gebieten sogar von 80 Prozent, praktiziert wurde.

Und das zu einer Zeit, in der englische Feministinnen bereits Spiralen als Verhütungsmittel empfahlen und in Frankreich seit mehr als 50 Jahren Aufklärungsratgeber kursierten. Verhütung war über Jahrhunderte hinweg in Deutschland eben Männersache.

Beratungsstellen für Frauen sorgten für Aufklärung

Dies änderte sich erst Anfang der 1930er Jahre, als während der Weimarer Republik Sexualberatungsstellen für Frauen eröffnet wurden, die Verhütungsmittel verteilten und die neu entwickelte Kalendermethode zur Bestimmung der fruchtbaren Tage propagierten. Diese vielversprechenden Ansätze wurden jedoch bald im Keim erstickt.

Verhütung während des Nationalsozialismus nicht erwünscht

Mit der Ausbreitung des Nationalsozialismus wurde die Frau zunehmend über ihre Mutterrolle definiert, die die neue arische Rasse zu vermehren hatte. Es folgten ein staatliches Verhütungsverbot und die Auszeichnung kinderreicher Mütter mit dem Mutterkreuz. Dieses wurde in drei Wertigkeitsstufen verliehen: Bronze ab vier Kindern, silber ab sechs und das goldene Kreuz für Mütter von acht und mehr Kindern.

[AKH]

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