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Daumenlutschen bei Baby und Kleinkind – normal oder ungesund?

daumenlutschen
Daumenlutschen galt vor 100 Jahren als Krankheit
Daumenlutschen galt vor 100 Jahren als Krankheit

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AutoreninfoMag. Birgit Schulz
aktualisiert: 07.08.2021Online Redakteurin
Gesundheit und Homöopathie
Wenn Kinder am Daumen lutschen, fragen sich Eltern oft, wie sie sich verhalten sollen. Einerseits scheint diese Tätigkeit das Kind zu beruhigen, andererseits könnte es auf lange Sicht den Zähnen schaden.

Vielleicht fragst Du Dich als Mutter auch, ob das Lutschen am Daumen womöglich Ausdruck eines seelischen Problems ist. Doch meist sind diese Sorgen völlig unbegründet. Denn: In einem gewissen Alter ist Daumenlutschen ganz normal und absolut unschädlich. Erst ab dem 3. oder 4. Lebensjahr solltest Du versuchen, Deinem Kind diese Angewohnheit abzutrainieren.


Struwelpeter

Nicht zu allen Zeiten war die Grundhaltung zum Daumenlutschen so positiv. Im Kinderbuch "Struwwelpeter" des Arztes Heinrich Hoffmann aus dem Jahr 1845 bekommt der Daumenlutscher Konrad zur Strafe für sein Daumenlutschen mit einer Schere beide Daumen abgeschnitten. So grausam diese Bestrafung aus heutiger Sicht erscheinen mag, so deutlich gibt sie die negative Einstellung wider, die Kinderärzte noch vor 100 Jahren zu diesem Thema vertraten. Da dieses Phänomen bei Kindern jedoch schon immer häufig vorkam, wurde dieses Verhalten ab Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr als Krankheit angesehen. Trotzdem wird Daumenlutschen auch heute nach wie vor häufig kritisch betrachtet.

Daumenlutschen und der Saugreflex

Tatsächlich ist Daumenlutschen zunächst keine krankhafte Neigung. Im Gegenteil ist der Saugreflex, der bei Babys das Nuckeln am Daumen verursacht, anfangs sogar überlebensnotwendig. Denn das Funktionieren dieses Reflexes ist unverzichtbar für die Nahrungsaufnahme in den ersten Lebensmonaten. Sofort nach der Geburt muss das Baby wissen, wie es Milch aus der Mutterbrust saugen kann. Daher entwickelt sich der Saugreflex bereits im Uterus, so dass man bereits Föten auf Ultraschallbildern beim Daumenlutschen beobachten kann. Sobald Lippen oder Zungenspitze eines Säuglings berührt werden, löst dieser Reflex Saugbewegungen aus. Führt ein Baby also seinen Daumen zum Mund, liegt es quasi in seiner Natur, daran zu lutschen.

Da das Saugen an der mütterlichen Brust für ein Baby mit Vertrautheit, Geborgenheit und Entspannung verbunden ist, kann das Daumenlutschen beim Säugling, aber auch noch beim Kleinkind, eine Ersatzbefriedigung sein. Diese hat zum Beispiel bei Aufregung oder in fremder Umgebung tröstende und beruhigende Wirkung auf das Kind. Manche Psychologen vermuten sogar, dass das Nuckeln am Daumen für Kleinkinder mit Lustgefühlen verbunden ist, die einer sexuellen Befriedigung gleichen.

Der Saugreflex verschwindet

Um das 3. Lebensjahr herum verliert das Kleinkind langsam den Saugreflex. In vielen Fällen verschwindet damit auch das Daumenlutschen ganz von allein. Bis zu diesem Zeitpunkt wird das Nuckeln am Daumen daher von den meisten Kinderärzten und Psychologen als unbedenklich angesehen. Auch danach muss nicht gleich ein Grund zur Besorgnis bestehen, jedenfalls wenn das Daumenlutschen nur noch gelegentlich auftritt zum Beispiel unter Stress oder vor dem Einschlafen. Nimmt es hingegen nach dem 3. Lebensjahr in seiner Intensität plötzlich zu oder nimmt gar exzessive Ausmaße an, kann dies in der Tat Ausdruck eines seelischen Problems oder einer Verhaltensstörung sein. Meist deuten dann aber auch andere Auffälligkeiten beim Kind darauf hin. Darüber hinaus kann regelmäßiges Daumenlutschen auf Dauer zu schweren Fehlstellungen der vorderen Schneidezähne und des Kiefers sowie Deformationen des Daumens führen.

Schnuller statt Daumenlutschen?

Viele Kinderärzte raten dazu, Babys lieber gleich einen Schnuller zu geben, damit das Kind sich gar nicht erst an den Daumen gewöhnt. Der Schnuller hat den Vorteil, dass man die spätere Abgewöhnung besser kontrollieren kann als beim immer verfügbaren Daumen. Außerdem ist ein Schnuller durch seine weichere Konsistenz und die geringere Krafteinwirkung, die er im Vergleich zum Daumen ausübt, weniger schädlich für Zähne und Kiefer. Allerdings solltest Du Deinem Kind den Schnuller nicht aufzwingen, wenn es ihn hartnäckig wieder ausspuckt. Wenn das Baby keinen Schnuller benötigt, besteht auch kein Grund, es daran zu gewöhnen.

Lesetipp: Zum Thema Schnuller lies auch unsere folgenden Beiträge:

[BS]

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