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Was ist ein Wehenbelastungstest und wozu wird er durchgeführt?

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AutoreninfoSylvia Koppermann
aktualisiert: 08.10.2015Mehrfache Mutter u. Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung
Häufig hören wir von Schwangeren, die vom Termin zum Wehenbelastungstest sprechen. Automatisch assoziieren wir dies mit einer Komplikation und glauben, mit der Schwangerschaft sei etwas nicht in Ordnung.

Ist das wirklich so? Wann und warum wird ein Wehenbelastungstest durchgeführt und welches Ziel will man damit erreichen?


Oxytocin

In der medizinischen Fachsprache heißt der Wehenbelastungstest Oxytocin-Belastungstest, mit dem Kürzel OBT oder Oxytocin-Challenge-Test, abgekürzt OCT. Die Bezeichnungen leiten sich ab, vom Oxytocin, welches ein Hormon ist, das in der Hypophyse, der Hirnanhangdrüse, der Mutter gebildet wird und als Botenstoff für den Beginn der Geburt gilt. Grob gesagt, bildet also der Körper der Mutter, ausgelöst durch hormonelle Signale des Kindes, selbst Oxytocin, wodurch schließlich, bei einer bestimmten Menge, die Geburt beginnt.

Wann ist ein Wehenbelastungstest sinnvoll?

Grundsätzlich wird nur in absoluten Ausnahmefällen und mit wichtiger Begründung, zu einem Wehenbelastungstest vor einer Mindestüberschreitung des Geburtstermin geraten. Angeraten wird, mindestens 8-10 Tage Überschreitung des errechneten Entbindungstermin abzuwarten, bevor der Wehenbelastungstest in Erwägung gezogen wird. Die Begründung für diese Wartezeit, liegt in der Möglichkeit, dass der Wehenbelastungstest selbst die Geburt einleiten kann, was vor Erreichen des Geburtstermins, in der Regel nicht sinnvoll ist.

Warum wird ein Wehenbelastungstest durchgeführt?

Die Plazenta ist ein Organ, dass das Kind im Mutterleib versorgt. Besonders wichtig ist dabei die Sauerstoffversorgung über das Blut. Zum Ende der Schwangerschaft, besteht zunehmend die Gefahr, dass die Plazenta aus Alterserscheinungen, die optimale Versorgung des Kindes nicht mehr richtig gewährleisten kann. Sie hat nun all die Monate eine großartige Leistung vollbracht, mehr, als jedes andere Organ, in einem so kurzen Zeitraum. Zum Ende der Schwangerschaft, für die die Plazenta ausschließlich gebraucht wird, ist sie alt und zunehmend erschöpft. Die Gefahr einer Plazentainsuffizienz, dem Versagen der Plazentaleistung, erhöht sich also. Eine Plazentainsuffizienz kann zur Folge haben, dass das Kind im Mutterleib nicht mehr ausreichend versorgt wird. Dabei würde gerade eine Einschränkung der Sauerstoffversorgung, unter Umständen lebensgefährlich für das Kind werden.

Je weiter die Schwangerschaft über den eigentlichen Entbindungstermin andauert, je mehr erhöht sich also die Eventualität einer Plazentainsuffizienz, die vor allem unter starken Belastungen auftreten kann. Dies sind Belastungen der Mutter, wie zum Beispiel körperliche Anstrengungen beim Treppen steigen. Aber vor allem Wehen stellen eine große Anstrengung dar. Um nun zu prüfen, ob die Leistung der Plazenta noch ausreichend ist, das Kind auch unter der Geburt und den damit verbundenen Wehen gut zu versorgen, entscheidet man sich eventuell für einen Wehenbelastungstest, wenn der Geburtstermin mindestens 8-10 Tage überschritten ist oder es Anzeichen gibt, die bereits vorher eine mögliche Plazentainsuffizienz vermuten lassen.

Wie wird der Wehenbelastungstest durchgeführt?

Durchgeführt wird der Wehenbelastungstest grundsätzlich unter geburtshilflicher Überwachung um gegebenenfalls, sollten sich Komplikationen anzeigen, schnellstmöglich eingreifen zu können. Empfohlen wird eine halb linke Seitenlage der Mutter. Zunächst wird ohne Gabe von Medikamenten, eine Cardiotokographie (CTG), womit der Wehenschreiber bezeichnet wird, erstellt. Mindestens 15-20 min, eher länger, sollte das CTG durchgeführt werden, um festzustellen, ob die Schwangere bereits selbstständige Wehen hat. Zeigt das CTG keine oder nur sehr geringfügige, nicht geburtsfördernde Wehen an, beginnt man mit dem eigentlichen Wehenbelastungstest.

Hierzu wird der Schwangeren zumeist über einen intravenösen Zugang, die erste Dosis Oxytocin gespritzt. Alle 10 min, erhöht man nun die Oxytocingabe um 3 ml, bis eine regelmäßige Wehentätigkeit von 5 min Abständen erreicht wird. Diesen Zustand hält man nun für etwa 30 min, während die Schwangere ununterbrochen über das CTG überwacht wird. Dabei soll überprüft werden, ob die Wehentätigkeit sich negativ auf die kindlichen Herztöne auswirkt, was für eine Beeinträchtigung der Sauerstoffversorgung, unter der Belastung sprechen würde. Diese Auswirkungen auf die kindlichen Herztöne, nennt man fachlich Dezeleration. Gemeint ist damit, wenn die Herztöne des Babys unter 120 oder über 160 Schläge in der Minute fallen, wobei immer auch zu berücksichtigen ist, das kindliche Bewegungen oder kleinere Lageveränderungen der Mutter, sehr kurzfristig zu Abweichungen in der Anzeige des CTG führen können.

Zeigt das CTG unter der erreichten und erwünschten Wehentätigkeit keine zu vermutenden Komplikationen und Mangelversorgungen an, wird die Gabe des Oxytocin abgesetzt und die Schwangere noch über einen längeren Zeitraum, von mindestens weiteren 30 min, im Ruhezustand am CTG überwacht.

Alternativ zur intravenösen Gabe des Oxytocin, kann man auch ein oxytocinhaltiges Nasenspray verwenden. Dies ist allerdings nicht ganz so einfach zu dosieren, wie eine intravenöse Gabe.

Ergebnisse des Tests

Zeigt das Ergebnis des Wehenbelastungstests, dass Geburtswehen eher wahrscheinlich zu Mangelversorgungen des Kindes führen könnten, berät man die Schwangere über weiterführende Maßnahmen. Dies kann die Einleitung der Geburt sein, aber auch die Empfehlung zum Kaiserschnitt.

Nicht selten führt der Wehenbelastungstest, auch nach Absetzen der Oxytocingabe, zu selbstständigen Wehen und damit Geburtswehen.
Insgesamt ist der Sinn des Wehenbelastungstest allerdings auch umstritten, da kein unmittelbar nachweisorientierter Vorteil zu belegen ist und er immerhin eine Falschpositiv-Rate von 50% aufweist. Es ist also im Vorfeld gründlich der Sinn des Tests abzuwägen.

[SyKo]

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