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Advent, Advent, die Katze brennt...

Lieben Katzen Advent?
Lieben Katzen Advent?

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AutoreninfoSylvia Koppermann
aktualisiert: 20.10.2019Mehrfache Mutter u. Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung
Jahr für Jahr kicherte mein Mann, wenn ich den halben Tag damit verbrachte, alles weihnachtlich zu dekorieren und den Baum zu schmücken.

Wir sind unkonventionell, also kommt unser Baum spätestens am 2. Advent in die Stube. Wenn Supermärkte bereits ab September Lebkuchen verkaufen und spätestens im Oktober in sämtlichen Kaufhäusern meterhohe Weihnachtsbäume stehen, kann der Moppelchen-Clan da allemal mithalten!

Unser Baum ist eh künstlich, der könnte theoretisch bis Ostern stehen, ohne dass er verdorrt.

Obwohl … es wäre doch zu überlegen, ob wir dann nicht einfach die Weihnachtskugeln gegen Ostereier … nein, zurück zum Thema!

Wegen des liebevollen Spott meines Mannes über das langatmige Schmücken, übergab ich das Zepter dieses Jahr meinen drei Männern. Ich hatte einen absolut freien Tag. Na ja, was man frei nennen kann, wenn man als Mutter mutig genug ist, zu Hause zu bleiben, anstatt sich einem entspannten Überlebenstraining in der Wildnis Alaskas hinzugeben.

Pünktlich um 11:00 Uhr, am Vormittag, wurde eine Kette gebildet.

Einer stand auf dem Dachboden und reichte die Kartons mit Weihnachtssachen an Innendekorateur Nr. 2 auf der Treppe, der diesen wiederum weitergab an Dekorateur Nr.3, der es dann alles in die Stube stellte.

Als dann etwa vierzehn Kartons das Wohnzimmer voll stellten ging das große Kopf kratzen los, denn obwohl ich versicherte, dass wir im Leben nicht so viel Weihnachtsdeko hatten, sie also auch andere Kartons vom Dachboden geholt hatten, fehlten irgendwie plötzlich Kugeln.

Sie fanden sich recht schnell wieder, nachdem sie elf überflüssige Kartons wieder nach oben brachten und sich umsahen. Ellys Gebrüll folgend, die, wie ein Marktschreier, halb in der Fensterbank hing, vor sich das gesamte Repertoire ihrer Schuhe, nett, durch den Schmuck, der eigentlich an den Baum sollte, in Szene gesetzt und dabei, durch die geschlossene Scheibe brüllend "Nikisaus, komma her, Elly hatte noch Schuhe fonden!". Drei Stunden später stand schon einmal der Baum.

Noch kahl, aber immerhin, er stand.

Damit das auch zumindest vorläufig so bleibt, hatten wir unsere Deutsche Dogge, Skadi, erst einmal in der unteren Etage gelassen. Es ist ihr erster Weihnachtsbaum und sie liebt nun einmal alles Neue. Damit sie nicht in Versuchung gerät, bereits beim Aufbau die Spitze des 1,80m Bäumchen zu herzen, wollten wir sie später, wenn alles fertig ist und wir sie besser im Auge haben, dazu holen.

Skadi war beleidigt und legte sich, wie ein unverrückbarer Türsteher, an den Fuß der Treppe.

Stoßweise bildete ich somit immer wieder eine Warteschlange auf den Stufen, deren vorderste Person mit Engelszungen auf die Hündin ein redete, bitte nur kurz Platz zu machen, damit jemand zur Toilette gehen könnte. Laut meiner Männer selbstverständlich ein nicht unbeachtlicher Zeitfaktor, der den schnellen Aufbau des Baumes verhinderte.

Der Nachmittag ging vorbei und gegen 19:00 Uhr hatten meine Männer es dann auch geschafft, die beiden Lichterketten in den Baum zu hängen. Innerlich rechnete ich hoch, ob es überhaupt noch möglich sei, bis Heiligabend einen fertigen Weihnachtsbaum zu haben. Jeden neckischen Kommentar meinerseits, bei dem ich auf das rasante Tempo des Schmückens anspielte, beantwortete mein Mann mit "Wir machen das nur gründlich und das braucht eben Zeit!"

Na klar, lasst Euch alle Zeit der Welt, nächstes Jahr soll es, wie ich gerüchteweise gehört habe, ja auch wieder Weihnachten geben. Die Stunden schlichen dahin und ich musste mich schon sehr zwingen, das umständliche Geschehen komplett zu ignorieren. Da wurde gedreht, vermessen, meterweise zurück gegangen, angepeilt, wieder auf den Baum zu gestürmt...

Geduld hatte an dem Abend nur der Baum.

Gegen 23:00 Uhr, stand er dann endlich da, mein geschmückter Weihnachtsbaum! Meine Söhne schlichen abgekämpft ins Bett und mein Mann kam zu mir in die Küche, wo ich mir gerade meine Acrylfarben an mischte, um noch etwas zu malen. Ob ich mit ihm zusammen noch einen überbackenen Toast essen würde, fragte er. Diese anstrengende Arbeit habe ihn so hungrig gemacht. Und da ich Wellness hatte, sagte ich zu.

Während er nun, in einem dreiviertelstündigen Prozedere, umständlich vier Scheiben Toast mit Schinken und Käse belegt, erklärte er mir händeringend und Arme rudernd, dass ich mir ja gar nicht vorstellen könnte, wie kompliziert, doch das Aufstellen eines Weihnachtsbaumes sei und wie froh er wäre, am nächsten Tag Spätschicht zu haben, da es sonst unwahrscheinlich schien, so früh aus dem Bett zu bekommen. Natürlich war ich wieder einmal die unsensible Gattin, die ahnungslos, nicht zu würdigen wusste. War doch der Baum, in den ganzen Jahren zuvor, wenn ich ihn schmückte, vorbildlich handzahm.

Dass mein Schatz, in all der Dramatik die Ananasscheiben vergaß, überging ich einfach, wollte ich doch nicht kleinlich werden, wenn ich mich schon so vor der Bezwingung der gefährlichen Kunstnadelfichte gedrückt hatte. Irgendwann, der Toast war vorbereitet, fiel Joe auf, dass er den Backofen gar nicht eingeheizt hatte. So legte er das Backpapier aufs Blech, stellte die Umluft an und lamentierte darüber, wie konfus er ja schon sei, dass er doch fast schon den Toast in den kalten Ofen geschoben hätte.

Mit einem spöttischen Lächeln, sah ich von meinem Bild auf und meinte nur "Kleiner Geheimtipp unter uns Hausfrauen: Der Ofen wird richtig heiß, wenn man ihn auch zu macht!"

Empört schnaubend, schob er die Backofenschiene ein, warf den Kopf in den Nacken und nuschelt, er wäre gleich wieder da, er müsse sich nur ganz kurz einem menschlichen Bedürfnis annehmen.

Ich grinste vor mich hin. Plötzlich ein raschelndes Geräusch.

Da, schon wieder.

Das hörte sich aber sehr nach Backpapier an, das im Wind des Umluftherds flatterte.

Es wurde lauter, eindringlicher und schließlich folgte dem Rascheln ein grimmiges "Miauo!" Wie vom wilden Affen gebissen, warf ich den Pinsel in die Ecke, stürmte halb mit dem Tisch zum Herd und riss die Backofenschiene auf. Auf dem Blech saß Klein-Skit, der drei Monate alte Satansbraten aus der unstandesgemäßen Verbindung unserer Katze Ninifee, mit einem unbekannten Straßenkater. Es wurde langsam heiß im Ofen und Skit steppte schon ein wenig. Dennoch schien er nicht unbedingt den warmen Ort verlassen zu wollen. Ich musste ihn zwangsläufig heraus heben.

Nun hatte ich also das vierte jammernde Männchen im Haus!

Vor Schreck keuchend, saß ich mit dem munteren Skit auf dem Schoß am Tisch, musste ihn festhalten, weil er sonst immer wieder zum Backofen lief, an der Scheibe kratzte, um wieder hinein zu kommen und sah meinem Mann hilflos entgegen, der gerade wieder herein kam.

"Sag mal, Schatz, bist Du so im Dekorationswahn, dass ich gleich noch einen Adventskranz dazu bekommen sollte? Was für ein Glückspilz ich ja bin, dass wir fünf Katzen haben. Da habe ich Heiligabend ja noch Freude am Adventsgesteck, sogar mit einer Ersatzfackel!"

"Da kannst Du mal sehen, wie fertig mich das macht, so einen Baum schmücken zu müssen! Ich hätte doch niemals übersehen, dass der Lauseknicker im Ofen sitzt, wenn ich nicht so erschöpft wäre!"

Ja, schon klar!

Ich denke, im nächsten Jahr, darf ich selbst wieder dekorieren.

Heute dann, kam meine Mutter zu Besuch.

Das Aufstellen des Weihnachtsbaumes vor dem Heiligen Abend, ist in ihren Augen schon sehr verdächtig an der Grenze der Debilität.

Als Elly sie jedoch vom Sofa zu schubsen versuchte, um einen erneuten Versuch zu starten, den Nikolaus mit ihren Schuhen anzulocken und Joe, zum Aufwärmen seines Essens, vor dem Einheizen, in den Backofen brüllte "Skitti, bist Du da drin? Ich würde jetzt gern was essen, also komm bitte raus!", wusste ich, dass nun spätestens auch bei meiner Mutter, im Geiste, ein Meilenstein prangte, auf dem stand: "Betritt niemals das Revier der Chaosbande, wenn Du dem Wahnsinn nicht gewachsen bist!"

[SyKo]

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