⎯ Wir lieben Familie ⎯

Bei mir piept's

schluesselbund
Schon wieder verlegt?
Schon wieder verlegt?
AutoreninfoSylvia Koppermann
aktualisiert: 20.10.2019Mehrfache Mutter u. Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung

Um mich herum sind schon viele Ehen zerbrochen

Aus den unterschiedlichsten Gründen.

Mal war es der Ehebruch, dann wieder mangelnde Gefühle. Man hatte sich auseinander gelebt oder zu oft gestritten.

Doch den Grund, den mein Mann mir gerade im Begriff ist, zu liefern, gibt es wohl nur einmal: Es piept!

Nein, er ist nicht plötzlich ein wenig bekloppter geworden, als man es sowieso sein muss, um in unserer Familie überleben zu können. Es piept wirklich und leibhaftig und das überall.

Schuld ist dieses kleine Ding


Schuld ist dieses kleine Ding, batteriebetrieben, unscheinbar und nervtötend. Dabei wird es als nützlich angepriesen und ich schwöre, dass es von einem Psychiater erfunden worden sein muss, in dessen Wartezimmer gähnende Leere herrschte. Nun ja, ich würde sagen, er wird mittlerweile als häufig frequentierter Seelenklempner auf dem Höhepunkt seiner Ärztekarriere gefeiert werden. Und kriege ich seinen Namen heraus, werde ich ihm einen Besuch abstatten, soviel ist sicher.

Aber zurück zum Anfang.

Joe ist ein Mensch der, wie soll ich es sagen?

Er verlegt ganz gerne seine Sachen.

Es gibt wohl keinen Ort, an dem wir nicht schon, nach teilweise wochenlanger Suche, seine Schlüssel gefunden haben. Natürlich auch an Stellen, die er maßgeblich schon dutzendfach selbst durchsucht hatte. Einmal war er kurz davor, das gesamte Schlosssystem des Rollers für eine Unsumme auszutauschen, weil der Schlüssel mal wieder unauffindbar war.

Dieser lag - wie immer - in der Arbeitstasche, die er etwa 144 Mal durchsucht hatte, ohne ihn zu finden.

Aber es ist eben nicht nur Schusseligkeit. Manchmal verliert er den Schlüssel tatsächlich. Ich glaube, außer in Mikrowelle und Kloschüssel - bei letzterer würde ich allerdings keinen Eid drauf leisten - haben wir ihn schon überall gefunden. Bücherregal, Schubladen, Schreibtisch, Nachtschrankschublade und sogar der Werkzeugkasten waren bereits Heimat seiner Schlüsselbunde. Nun reden wir hier nicht von einem Schlüsselbund, nein, eine Zeit hatte er gleich drei davon! Mit einem Sortiersystem, durch das niemand - wohl auch er selbst nicht - durchstieg. Irgendwann reduzierte er es und im Laufe von nur vier Jahren gab es dann nur noch einen Schlüsselbund. Den er aber nicht weniger oft suchte als das gesamte Schlüsselrudel davor.

Eines Tages kam er auf die glorreiche Idee, einen Schlüsselkasten aufzuhängen.

Prima!

Nur setzt es eben auch voraus, dass man sich zumindest merkt, wenn man den Schlüsselbund dort hinein hängt.

Sagen wir es mal so: Die ewige Suche setzte sich fort.

Und dann kaufte er dieses Ding.

Den potentiellen Scheidungsgrund, den Schuldigen für meine inzwischen regelmäßig auftretenden Nervenzusammenbrüche! Dabei ahnte ich nicht, was auf mich zukommen würde, als ich mit dem DING die erste Bekanntschaft schloss.

Es war ein Tag wie jeder andere. Joe kam nach Hause, ließ die Jacke neben sich auf das Sofa fallen, wie er es immer tut, um einen Arbeitsgang mehr zu haben, wenn ich schräg schaue und er entnervt die Jacke auf den Flur bringt. Die Mädchen sprangen juchzend auf seinen Schoß, um ihn zu begrüßen und die Jacke piepste los.

Entsetzter Blick von mir „Ähm, Schatz, Deine Jacke klingelt.“

Siegessicher strahlte Joe mich an: „Ja, ich weiß. Ab heute suche ich nie wieder meinen Schlüssel.“

Dabei zog er den Bund heraus, an dem diese kleine Teilchen hing, das fröhlich in die Welt hinaus piepste als habe es das Mitteilungsbedürfnis einer Enzyklopädie. Es piepste, wenn man pfiff, wenn die Mädchen kreischten, wenn man lachte, auch wenn man sprach !

Eigentlich piepste es bei absolut jedem Geräusch und ging sogar los, wenn der Hund nur etwas lauter pupste.

Nach einer Woche lagen meine Nerven brach

Wo ich auch stand, saß oder lag, es piepste überall.

Dies lag daran, dass ja auch der Schlüssel überall herum dümpelte.

Bevorzugt in meiner Nähe. Selbst abends beim Fernsehen teilte uns das Piepsen mit, dass es noch bestens funktionierte und es nur mal kurz, aber eindringlich und beständig, melden wolle, es sei noch da.

Ich hatte die Schnauze so voll!

Ging ich zum Telefonieren auf den Flur, um ungestört mit einer Freundin reden zu können, wurde selbst die voll gepiepst.

Mehr als einmal beschwor ich meinen Mann, dieses DING zu entfernen, bevor ich meine gute Erziehung vergäße und ihm eine Streicheltherapie mit dem Zimmermannshammer verpasste. Er handelte.

Innerhalb von zwei Minuten war der Schlüsselbund an anderer Stelle geparkt. Natürlich genau da, wo ich mich als nächstes aufhielt. Inzwischen hatten wir fast alles durch.

Bitten, betteln, durch diskutierte Nächte, Versprechungen und sogar hinterher spionieren, indem ich pfeifend durch die Wohnung schritt, um zu testen, ob er Wort gehalten und das Gerät dorthin gepackt hatte, wo es mich nicht mehr störte. Eine Zeit sah es so aus, als gäbe es einen piepsfreien Neuanfang unserer Ehe und ich wähnte mich auf Wolke sieben. Bis heute!

Ahnungslos war ich, naiv und unvorbereitet, als ich das Essen vorbereitete und den Gefrierschrank öffnete.

Hinter mir juchzte Elly vergnügt: „Heute gibt es Pommes!“

Und zwischen Buttergemüse und Bauerngulasch ertönte ein zustimmendes Piepsen. Mit einem erschreckten Schrei, der ein erneutes Piepsen auslöste, sprang ich einen Schritt zurück und schrie hysterisch nach meinem Mann.

Piepsen Nummer 3!

Joe kam prompt um die Ecke, lächelte verlegen und schmunzelte: „Wow, das Teil funktioniert sogar tiefgefroren!“

Jetzt war Schluss, endgültig!

Das war zu viel des Guten.

Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Satz einmal zu meinem Mann sagen würde, aber ich war am Ende meines Glaubens daran, dass diese Dreierbeziehung die Stabilität unserer Ehe nicht gefährdet. „Das Teil oder ich“, war schließlich alles, was ich noch sagen konnte. Und nun bleibt mir nur abzuwarten, für wen von uns sich Joe entscheidet. Ich bin zwar nicht Gefrierschrank tauglich wie dieses Ding, doch ich hoffe mal, er ist sich der Tatsache bewusst, dass ich garantiert besser koche als das Teil, das zwischen uns steht.

[SyKo]

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