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Ritter Valentin

valentinstag
Geschenk zum Valentinstag
Geschenk zum Valentinstag

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AutoreninfoSylvia Koppermann
aktualisiert: 27.01.2020Mehrfache Mutter u. Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung
Es geht auf Valentinstag zu und ich zerbreche mir den Kopf, was ich meinem Herzallerliebsten schenken könnte. Zwangsläufig kommen mir dabei Erinnerungen, was man selbst zu verschiedenen Anlässen geschenkt bekommen hatte.

Da war mein Ex, der mir zu Weihnachten Türmchen mit Kleingeld auf den Tisch zählte, um sie mir dann, ganz ohne Schleifchen, herüber zu schieben und zu sagen "Du wolltest doch ins Nagelstudio. Hier, nimm den Besuch als Weihnachtsgeschenk von mir!"

Mein Gott, wie romantisch!


Fühlte sich eher an, als würde der Croupier im Spielkasino mir meinen Gewinn über den Tisch reichen. Also beschwerte ich mich im nächsten Jahr.

Ich verlangte von meinem Ex, dass er es sich diesmal nicht zu einfach machen dürfte. Nicht teuer musste es sein. Er sollte sich nur Gedanken machen, zuhören, zwischen den Zeilen lesen und dann etwas schenken - und wenn es nur eine winzige Kleinigkeit war - von dem er wüsste, dass ich es mir immer gewünscht habe oder es zu etwas passte, was mir lieb und teuer war. Sehr gern dürfte es auch etwas Selbstgemachtes sein.

Er machte sich Gedanken und am nächsten Weihnachtsfest stand er mit einem großen Karton vor mir.

"Ich habe lange überlegt", sagte er "dann fiel mir ein, dass Du das mal beim Einkaufen gesehen hast und sagtest, Du willst es irgendwann einmal kaufen." Er wusste noch, was ich irgendwann mal beim Einkaufen gesagt hatte?

Der Mann erinnerte sich gerade mal daran, was ich auf dem Standesamt gesagt hatte, und das auch nur, weil es auf der Heiratsurkunde gestanden hatte und den Ring offensichtlich blieb.

Positiv erstaunt packte ich aus.

Und dann hielt ich sie in der Hand: meine neue elektrische Zahnbürste!

Ich erspare mir hier jeden weiteren Kommentar. Mein jetziger Mann, Joe, ist da ja so was von anders!

Er versucht immer, eine Kombination zu finden aus dem, was ihm gefallen würde und von dem er weiß, dass ich es mag. Haushaltsgeräte sind ein Tabu für ihn, da er meint, ein Geschenk für mich, sollte etwas Persönliches sein und keine Arbeitserleichterung um die Familie zu bedienen.
Auf diese Art kam ich inzwischen schon auf meine mittelalterliche Armbrust, wobei er darauf achtete, dass ich auch nur einen der wertvollen Holzbolzen bekam. Ich glaube, da dachte er an seinen eigenen Schutz und meine Bequemlichkeit, da ich wohl kaum, im Streit, seine Flucht durch einen gezielten Schuss stoppen und dann hinterherlaufen und den Bolzen aus ihm heraus ziehen würde, um erneut anzusetzen. Gut, mit der Doppelblatt-Streitaxt, die ich zu Weihnachten bekam, würde es gar nicht erst zum Fluchtversuch kommen, aber selbst wenn, sind da auch noch die beiden Dolche, die sich notfalls werfen ließen.

Nein, mein Mann schenkt mir, von dem er weiß, ich es mag. So möchte ich ihm auch ein Geschenk zum Valentinstag machen, bei dem ihm das Herz aufgeht.

Doch was?

Halten wir fest: Valentinstag heißt Tag der Verliebten. Man schenkt und schreibt sich alles rund um das Thema Liebe und Romantik. Dem Warlord unserer kleinen, privaten Mittelaltertruppe einen Strauß Rosen und Pralinen zu schenken... Ich stelle mir das grad vor: Kettenhemd, Helm, Anderthalbhänder rechts, dunkelrotes Rosenbouquet links, Schokolade verschmierter Bart,...

Nee, das ist nicht ganz das Richtige!

m letzten Jahr bekam er Taschenkalender mit Fotos und den Titel eines Lairds, mit einem ganzen Quadratzentimeter Landbesitz in Schottland.

Wie kann ich das jetzt toppen?

Gehe ich seine Interessen durch, verlasse ich sehr schnell das Gebiet der Romantik. Da kommt mir eben der Gedanke, dass ich doch seine Stellung als Warlord nutzen könnte, für eine Art Schnitzeljagd.

Unseren König Ivo spanne ich ein, dem Warlord einen Auftrag zu erteilen. Es gilt, etwas zurück zu erobern. Mit adrett gestalteten Zettelchen muss der König ihn auf eine Suche schicken. So hat sich dann der Krieger von Hinweis zu Hinweis zu tasten, bis er zur Maid kommt, die, gefangen im Turm, ihrer Rettung entgegen harrt und dann dem Helden in leidenschaftlicher Umarmung für all die Strapazen und überwundenen Gefahren dankt. Natürlich wird zuvor die Bestie zu besiegen sein, die, verkörpert von unserer Deutschen Dogge Skadi, den Retter nur durch heldenhaften Schwersteinsatz, zur Maid vordringen lässt. Sie freut sich eh immer so sehr, wenn Chef nach Hause kommt, da können wir auch einmal so tun als sei sie ein wild kämpfender Drache, der ihn auf den Rücken legen will. Zumindest stimmt ja schon die Größe in etwa.

Soweit, denke ich, ist das ein ausgefallenes, sehr persönliches und auch ein wenig verruchtes Geschenk, das auch zu seinen Interessen passt. Allerdings muss man ja auch alle anderen Eventualitäten ausgrenzen. Was, wenn mein Mann auch nur einen Hinweis falsch versteht und dadurch den Nächsten nicht findet?

Ich sehe mich schon, wie ich mich im jugendlichen Mittelaltergewand, verrucht und lasziv auf dem Bett drapiere, warte... warte... warte... und noch mehr warte... immer noch warte... Und irgendwann steht er vor mir, lange, verfilzte Haare, Rauschbart, Fetzen der alten Kleidung am Körper... Er blickt auf die holde Maid, wie sie dort in verkrampft erotischer Pose, die Rückenwirbel zur Bewegungsunfähigkeit eingerastet vor ihm liegt, ergraute Flechten, aufforderndes, zahnloses Lächeln, in ihrem Keuschheitsgürtel festgerostet... Nein, ich glaube, auch dies ist nicht das passende Valentinstagsgeschenk! So wird es wohl wieder auf einen Fotokalender hinauslaufen, an dem ich einen Zettel mit der Aufschrift "Ich warte auf Dich im Schlafzimmer!" befestige, von dem ich hoffe, dass er ihn auch findet.

Wenn nicht, wird ihn zwangsläufig irgendwann die Müdigkeit, ganz ohne Umwege und vielleicht sogar dem leichten Flair, zuvor ein Untier namens Skadi bezwingen zu müssen, um allein ins Bett gehen zu dürfen, dort hin treiben. Zumindest ist das mit weniger Gefahren verbunden, dass mir Joe auf einer Liebesodyssee verloren geht.

[SyKo]

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