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Geburtsbericht Kaelyn

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Geburtsbericht Kaelyn
So war es bei uns!
Bild: Geburtsbericht Kaelyn

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AutoreninfoNatalija Krenz
aktualisiert: 02.02.2012Online Redakteurin
Gesundheit und Erziehung
Eine Geschichte von Kikania

Mittwoch / 10.08: Nun sind es schon 7 Tage über dem errechneten Geburtstermin und du magst immer noch nicht raus kommen...seufz! Jeden Abend sage ich dir du sollst dir soviel Zeit lassen wie du brauchst, ich halte das schon noch lange genug für dich aus. Du sollst viel Kraft schöpfen und schlafen, dich auf die Anstrengungen vorbereiten. Wenn ich dir das sage trittst du mich sanft und schläfst danach ein. Nichts desto trotz ist es langsam an der Zeit. Die Ärzte wollen und können nicht mehr warten, also beginnen wir mit der „sanften“ Einleitung. Ich muss früh Morgens ins Krankenhaus.

Dort wird erst ein CTG geschrieben und dann bekomme ich den leckeren Hebammencocktail. Der besteht in meinem Fall aus Gemüsesaft, Rizinusöl und etwas Sekt, das schmeckt genauso wie es sich anhört...grausam. Aber ich trinke es in 2 Zügen aus. Ich denke mir wenn du mit dem Cocktail den Weg findest wird es nicht ganz so schlimm wie bei der chemischen Einleitung. Davon hab ich nur schlechtes gehört und habe auch riesige Angst davor... aber das Einzige was der Cocktail bei mir bewirkte, war grandiosen Durchfall! Abends musste ich noch einmal zum CTG ins Krankenhaus, aber Wehen hatte ich keine. Falls sich die Nacht also nicht doch etwas tun sollte, muss ich morgen zur medikamentösen Einleitung.

Donnerstag / 11.08: Ich bin gestern früh schlafen gegangen, um Kraft für die Geburt zu sammeln. Ich streichle mir über den Bauch und sage dir „spätestens Ende dieser Woche sehen wir uns endlich meine Süße“! Schlaf hab ich zwar gefunden, aber sehr wirr geträumt. Erlebnisse aus voriger Zeit und Sachen die nicht in den Kontext passen, z.B. dass ich wieder mit meinem Ex-Verlobten zusammen bin. Ich stehe auf, gehe mich duschen und packe die Sachen...bald hab ich dich. Morgens gehe ich dann mit dem ganzen Gepäck ins Krankenhaus. Erst einmal zum Kreißsaal, 15 Minuten CTG schreiben, eine Gabe Cytotec und noch einmal 45 Minuten CTG. Das ist vielleicht langweilig... aber es muss sein.

Danach kann ich mein Zimmer auf dem Storchennest beziehen. Ein warmer Tag ist es, mein Zimmer ist ganz schön aufgeheizt, ich hasse Hitze! Das ist kein guter Tag geboren zu werden denke ich mir. Ich packe erst einmal aus und mach es mir noch eine Weile gemütlich. Bis zur nächsten Gabe hab ich 4 Stunden.

Ich bin allein auf dem Zimmer, was mich riesig freut, versuche meine Gedanken und Kräfte zu sammeln, so wie es mir der Therapeut gezeigt hat. Noch etwas Ruhe vor dem Sturm. Um die Mittagszeit rum muss ich wieder zum Kreißsaal und tada, die haben mich beim Mittag vergessen. Musste mir das Essen selbst aus der Küche holen und lecker oder genießbar kann man es nicht grade nennen. Nach 2 Gabeln bin ich mehr als bedient und schreite mit schlechter Laune zum Kreißsaal. Wieder einmal eine Stunde langeweile. Am Anfang  ist es ganz aufregend den Herzschlag und die Wehentätigkeit deines Babys zu verfolgen, aber nachdem ich so oft da sein musste und es immer längere Sitzungen waren, war ich einfach nur noch genervt. Vor allen Dingen, weil die Hebammen mich stets nervten, dass du ja nicht wieder schläfst und dann an meinem Bauch ruckelten solang bis du aufgewacht bist. Danach bin ich wieder aufs Zimmerchen und hatte nicht nur Besuch von meinen Eltern sondern auch eine Zimmernachbarin. Tja, ab da war es Schluss mit der Ruhe.

Ich hasse Krankenhäuser, selbst mit Flatscreen fühlst du dich wie in einem Gefängnis und wartest nur auf deine „Hinrichtung“. Trotz dessen hab ich versucht stark zu sein und geduldig auf dich zu warten.
Mein Körper ist nicht der Beste, aber mein Wille umso mehr. Ich kämpfe für dich!

Nachmittags dann gehe ich wieder rüber zur nächsten Sitzung und ich darf und kann entscheiden ob ich danach die 4. auch noch haben will oder ob schluss für heute ist. Ich entscheide mich für die Gabe am späten Abend. Ich denke mir „wenn schon dann richtig“. Also liege ich gelangweilt bis um kurz nach 20 Uhr im Kreißsaal und warte...
Ob du es glaubst oder nicht, das Warten an dem Tag empfand ich schlimmer als die ganzen Schmerzen während der Geburt. Nun gehe ich wieder aufs Zimmer und schlafe etwas vor.

Bei meiner Zimmernachbarin ist die Fruchtblase vorzeitig geplatzt und sie muss nun da bleiben. 12 Stunden hat sie Zeit selbst Wehen zu bekommen sonst „droht“ ihr auch die chemische Einleitung. Wir legen uns also beide hin und schlafen. Um 21:30 wache ich auf und kann nicht mehr schlafen. Mein Bauch fühlt sich ganz komisch an. Es brennt im Rücken und zieht sich nach vorne. Die Schmerzen vorne steigern sich und fühlen sich wie ein Feuer an, dass den Siedepunkt überschreitet. Sind das Wehen? Ich rufe die Schwester und sie schickt mich zum Kreißsaal. Dort werde ich untersucht und ans CTG gehangen. Der Muttermund ist schon bei 3cm (Ausgangspunkt war 1cm) und leichte Kontraktionen sind zu erkennen.

Die Hebamme gibt mir ein Schmerzmittel und schickt mich wieder auf mein Zimmer. Dort soll ich mich noch etwas ausruhen, es kann dauern. Ich lege mich also hin und versuche zu schlafen, aber kann es nicht so wirklich. Meine Nachbarin ist mittlerweile auch in den Kreißsaal gegangen, weil sie Schmerzen hat. Ich liege also allein im Zimmer wach und schaue etwas Fern. Das Programm ist so langsam, dass ich immer wieder einschlafe. Aber bei jeder Wehe werde ich wach. Ich schreibe deiner Godi, dass es so langsam los geht und sie steht mir per SMS bei.

Die Wehen sind mittlerweile so stark dass ich aufstehe, nervös bin und rumlaufe, nach jeder Wehe muss ich dringend zur Toilette. Der Durchfall gestern war nicht genug, nun geht’s weiter. Gott ist das anstrengend, ich muss stöhnen und atme konzentriert in den Bauch.
Um 3 Uhr sind die Wehen so stark, dass ich es nicht mehr im Bett aushalte, sie kommen alle 3-4 Minuten. Ich rufe wieder die Schwestern und erneut werde ich zum Kreißsaal geschickt. Dort werde ich wieder untersucht. Der Muttermund ist schon bei 4-5 cm und die Wehen sind regelmäßig und stark. Im CTG Raum treffe ich meine Bettnachbarin, die auch am CTG hängt mit starken Wehen.

Am CTG bekomme ich etwas gegen die Schmerzen, sodass ich in den Wehenpausen einschlafen kann. Viel bringt es nicht, da die Wehen alle 3 Minuten kommen, aber wenigstens ein bisschen Erholung. Trotz das ich mich übergeben muss geht es langsam voran.
Mausi bald bist du bei mir... auch wenn es weh tut ich schaffe das!

Freitag / 12.08: Seit 3 Uhr in der Früh liege ich am CTG und bekomme Schmerzmittel. Nun lässt mir die Hebamme Annika S. die Wahl, ob ich sofort mein Gebärzimmer beziehe oder aber noch auf Station gehe und frühstücke. Ich entscheide mich für die Station und das Frühstück, trotz der Schmerzen knurrt mein Magen. Der Weg dorthin allein ist schon Qual genug, immer wieder muss ich auf dem Flur stehen bleiben, mich fest halten und tief atmen. Ich nehme mir ein paar Brötchen und geh auf mein Zimmer. Dort ruf ich meine Mutter an und sag sie kann so langsam kommen, die Wehen haben eingesetzt.

Während ich warte versuche ich zu essen, aber so wirklich schaffe ich es nicht. Die Wehen kommen in 3 Minuten Abständen. Ich schließe die Augen, lehne mich zurück und atme tief ein. Nach jeder Wehe zittere ich am ganzen Körper, aber ich werde das schaffen. Für Dich!
Du bist das Beste was ich je geschaffen habe, ich gebe nicht auf!

Nachdem nun auch endlich meine Mutter angekommen ist, schleichen wir zu dritt langsam rüber zum Kreißsaal. Mein Vater fragt mich zwar ob er mich stützen soll, aber das will ich nicht. Ich kann nun keinen Körperkontakt ertragen. Die Hebamme empfängt mich im Kreißsaal und untersucht mich erst einmal. Der Muttermund ist schon bei 6 cm, also kann ich in mein Gebärzimmer. Ich habe auch noch das schöne ganz hinten bekommen, mit dem extra breitem Bett.

Ich frage nach der PDA und sie ruft unten an, dass ein Anästhesist und ein Pfleger hoch kommen sollen. Gegen 10 Uhr wird sie mir gelegt, was nicht grade einfach ist, da ich still sitzen soll, nach vorn gebeugt und die Wehen immer öfter und stärker werden. Nach 2 Fehlversuchen haben sie es dann endlich geschafft und betäuben mich. Die ganzen Komplimente der Anästhesisten können mich auch nicht wirklich aufmuntern. „Eine große schlanke Frau sind sie!“ „Haben sie Sport gemacht? Das sieht man sehr schön an ihrer Rückenmuskulatur“... bitte mehr betäuben und weniger reden. Dennoch hilft mir der liebevolle Umgang. Die Anästhesistin sagt sie kommt später noch einmal und schaut nach mir. Tatsächlich kam sie später, setzte sich zu mir aufs Bett, streichelte mir den Arm und sagte ich mache das ganz toll und ich kann stolz auf mich sein. Sie wünsche mir alles Gute...  

Endlich kann ich mich etwas ausruhen. Die Hebamme bereitet schon einmal die Papiere für dich kleine Maus vor und fragt nach dem Voramen – Kaelyn Lif –  (Kaelyn = pure Schönheit / Lif = Schutz). Sie war ganz erstaunt, fragte nach der Bedeutung und fand es grandios. Sie teilte mir mit, dass sie Jahrelang in Irland gearbeitet hat und selbst dort dein Name eine Seltenheit ist. Genau aus dem Grund hab ich ihn für dich ausgesucht meine Süße. Du sollst immer wieder daran erinnert werden, dass du einzigartig und wundervoll bist mit jeder Faser deines Körpers. Steh zu deinen Idealen ich bin jetzt schon so stolz auf dich!

Ich hätte mir keine bessere Geburtshelferin wünschen können. Zu Anfang war ich skeptisch, weil sie sehr jung ist, aber sie war super.
Allein ihr hab ich diese schöne Geburt zu verdanken.

Plötzlich stimmte etwas nicht. Der Muttermund war schon ganz geöffnet, lediglich der Saum war noch vorhanden. Kurze Zeit vorher öffnete die Hebamme die Fruchtblase, was den Druck auf deinen Kopf enorm erhöhte. Genau jetzt rutschten die Herztöne von 160 auf 80 ab. Ich sah panisch zum Monitor und die Hebamme hatte trotz ihrer Professionalität ängstlich ausgesehen. Ich sollte mich umdrehen, tief atmen und sie suchte mit einem der Pads des CTGS Deinen Herzschlag. Sie rief unten an und plötzlich kamen 2 Ärzte und noch ein Pfleger und eine Hebamme hinein gestürmt. Keiner redete mit mir und ich wusste nicht was ich denken sollte.

Die Hebamme hat mir Adrenalin gespritzt, wovon ich Herzrasen bekam und sie wiesen mich alle noch einmal darauf hin, tief in den Bauch zu atmen. Alles was dir hilft werde ich tun. Nun wurden die Herztöne besser und endlich haben sie mir erklärt was das gewesen ist. Die Geburt ist für dich genauso anstrengend wie für mich und da der Druck auf deinen Kopf erhöht wurde, waren die Herztöne kurzweilig schlechter. Aber nun ist alles wieder gut und es kann weiter gehen.

Die Hebamme sagte sie würde gleich wieder kommen und wenn ich das Gefühl habe ich müsse mitschieben, soll ich klingeln und nicht allein pressen. Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen musste ich mich zurück halten nicht zu pressen. Ich klingelte nach ihr und sie kam erstaunt in den Raum zurück. „Ich glaube ich muss nun mit schieben“, sie war erstaunt und verzückt sogleich. Sie untersuchte mich und sagte der Muttermund sei ganz offen, sogar der Saum, es wäre an der Zeit.

Endspurt: Die Wehen kommen nach meinem Zeitgefühl fast jede Minute. In den Pausen zittere ich am ganzen Körper... mir ist so heiß und der Druck wird langsam unangenehm. Die Hebamme versucht mich zu ermuntern, sagt mir immer wieder, dass ich das super mache und wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie meinen es ist schon mein 2. oder 3. Kind. Sie sagt ich arbeite prima mit und sie ist erstaunt woher ich nach den rastlosen Stunden all die Kraft nehme. Die Worte tun mir so gut. Es drückt langsam unerträglich und ich komme nicht weiter. Die Hebamme schaut mich an und sagt ich solle mich nun zusammenreißen, zweimal hintereinander richtig mitschieben, damit du um die Ecke kommt, sonst rutscht du immer wieder zurück.

Bei der nächsten Wehe lege ich mein Kinn auf die Brust und presse, ich hole noch einmal Luft und presse erneut. Endlich bist du um die Ecke, für den Fortschritt sollte ich mich freuen, aber die Schmerzen sind so grausam, dass ich nur stöhne und laut „Au“ aufschreie. Die Hebamme schaut mich verständnisvoll an und sagt „Ich weiß das drückt, aber sie haben es gleich geschafft. Ich kann schon die ersten schwarzen Löckchen sehen“

13:24 Uhr, nun ist es gleich geschafft, die letzten Wehen kommen sekündlich nach meinem Gefühl. Die Anstrengung ist so zermürbend, dass ich einfach nicht mehr kann und am Ende jeder Wehe aufschreien muss. Die Hebamme schließt alle Türen, damit die anderen Schwangeren nicht verunsichert werden. Immerhin ist der CTG Raum nur ein paar Meter weiter, aber mir war es in dem Moment so egal ob sie Angst bekommen. Ich wollte dich einfach nur noch in meinen Armen haben. Trotz der verschlossenen Türen hat mein Vater mich aufschreien hören.

13:28 Uhr, gleich ist es vorbei, der Druck ist so groß, dass ich anfange zu weinen. Mein Kleines, eines musst du mir glauben, Mama hält ihre Gefühle immer zurück um keine Schwäche zu zeigen, aber bei dir geht das nicht anders. Ich wollte dich endlich sehen. Ich presse und dein Kopf ist draußen, die nächste Wehe und ich sehe deinen Oberkörper. Selbst unter der Anstrengung sehe ich schon wie wundervoll du bist und dass dein Name dir mehr als gerecht wird.
Alle Anwesenden sagten sofort dass der Name mehr als passt, du seist wunderschön. „Wenn die Wehe vorbei ist, atmen, wenn sie noch da ist, ein letzte mal schieben!“ Ich schiebe noch einmal und du bist da.

13:30 Uhr, ein perfektes, kleines Menschlein. Du siehst schockiert aus, zitterst in den Armen der Hebamme und schreist aus voller Lunge. Ich schiebe mein T-Shirt hoch und Annika legt dich mir auf den Oberkörper. Ich lege meine rechte Hand auf deinen Oberkörper und meine linke auf deinen Kopf. „Hallo meine Kleine, alles ist gut, ich hab dich!“ Du hörst schlagartig auf zu schreien, öffnest das erste mal in deinem Leben die Augen und schaust mich an. Große stahlblaue Augen, die mir bis auf den Grund der Seele leuchten. „Ich bin deine Mama!“ Du atmest leicht auf und musterst mich, dann streckst du auf einmal deine Hand nach mir aus. „Ich pass auf dich auf!“ So tiefe und reine Gefühle durfte ich in meinem ganzen Leben noch nicht erfahren. Ohne Bedingungen, ohne Pflichtgefühl... einfache, tiefe, reine Liebe. Ich danke dir, dass du mir diese Erfahrung geschenkt hast. Ich liebe dich mein Engel!

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