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Psychosoziale Entwicklung

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AutoreninfoMag. Ann-Kathrin Landzettel
aktualisiert: 26.11.2016Gesundheits- und Präventionsberaterin
Gesundheit, Prävention, Medizin und Psychologie
Jetzt ist das Kind auf der Welt und hat eine Menge Arbeit vor sich: Spracherwerb, motorische Entwicklung, Elternbindung, Persönlichkeitsentwicklung und psychosoziale Entwicklung.

Das ist ganz schön viel - und anstrengend. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen. Und, obwohl es noch so klein ist, versucht es bereits Beziehungen zu anderen Menschen, besonders zu den Eltern, aufzubauen. Davon hängt nämlich sein Überleben ab.


Bereits von Geburt an besitzt das Baby Eigenschaften und Fähigkeiten für den Beziehungsaufbau mit anderen Menschen. Es kann seine Umwelt mit allen Sinnen wahrnehmen und darauf reagieren. Es hat eine Vorliebe für die Stimmen der Eltern und deren Gesichter, aber auch andere Personen werden neugierig beäugt. Mit Hilfe verschiedener Laute kann das Baby sein Befinden mitteilen und durch verschiedene Körperhaltungen bestärken. Dazu gehört beispielsweise das Schreien mit gleichzeitigem Zurückwerfen des Kopfes, um Unzufriedenheit kundzutun. In den ersten Wochen ist sich das Baby der Eigenständigkeit seiner Person nicht bewusst. Erst langsam erfährt es, dass es mit bestimmten Verhaltensweise etwas bewirken kann.


Mit 2-3 Monaten wächst das Selbstempfinden des Babys. Es beginnt seinen Körper als etwas eigenes wahrzunehmen. So bildet es Stück für Stück eine Vorstellung von seinem Selbst heraus. Es wird sich seiner Hände bewusst, kann den Kopf zunehmend kontrollierter halten und sieht schärfer. Es lächelt sein Gegenüber an und signalisiert: Beschäftige dich mit mir. Es freut sich, wenn sich ihm jemand zuwendet. Das Interesse an seiner Umgebung wächst. Mit verschiedenen Schreivarianten versucht es, seine Bedürfnisse nach Hunger, Schlaf oder Zuwendung auszudrücken.


Mit 6 Monaten beginnt das Baby vermehrt auf den Gesichtsausdruck des Gegenübers zu achten und lächelt nur noch freundlich blickende Gesichter an. Es ahmt Gesichtsausdrücke nach: Auf ein fröhliches Gesicht reagiert es mit Lächeln, auf ein grimmiges Gesicht mit zusammengezogenen Augenbrauen. Vor dem Alter von 8 Monaten existiert für das Kind nur, was es sieht. Versteckt sich die Mutter, gibt es sie nicht mehr. Mit 8 Monaten hat sich schließlich die Objektpermanenz entwickelt. Mit 9 Monaten kann das Baby erkennen, worauf die Mutter wütend oder erfreut reagiert und weiß, dass seine Mutter da ist, auch wenn es sie nicht sieht.


Ist das Kind 1 Jahr alt, wachsen die Verlustängste des Kindes – das führt nicht selten zu unruhigen Nächten. Das Kind hat Angst allein zu sein und von seiner Bezugsperson verlassen zu werden. In dieser Zeit fühlt es sich Fremden gegenüber sichtlich unwohl. Man spricht vom Fremdeln. Kennt das Kind das Gesicht nicht, beginnt es nun oft zu weinen. Es hat zwar gelernt, Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen, verhält sich aber eher zurückhaltend. Bereits Babys sind fasziniert, wenn sie andere Kinder erblicken. Zusammen spielen können sie aber noch nicht. Sie spielen eher nebeneinander her – behalten den anderen aber im Auge. Sehen sie etwas, das sie spannend finden, versuchen sie es nachzuahmen.


Das Nebenherspielen kommt daher, dass sich das Kind erst mit 2 Jahren so richtig entdeckt und sich seines Seins bewusst wird. Es nimmt seine Wünsche wahr, kann sich aber noch nicht in sein Gegenüber hineinversetzen. Das führt dann dazu, dass es die Schaufel haben möchte, sie dem anderen Kind wegnimmt und gar nicht versteht, warum dieses anfängt zu weinen. So kann es schnell zu Schubsereien kommen, weil das andere Kind seine Bedürfnisse ebenso erfüllt sehen und die Schaufel wieder haben möchte. Das Bewusstsein, eine eigenständige Person zu sein, führt dazu, dass es seine eigenen Wünsche erfüllt sehen will. Stößt es an Grenzen – auch von Seiten der Eltern – bleiben Tränen nicht aus. Das Kind muss Gefühle wie Enttäuschung, Wut, Neid, Scham, Stolz, Schuld, Verlegenheit und Mitleid erst kennen lernen, um dann lernen zu können, mit ihnen umzugehen. Die Gelassenheit der Eltern und ihre Geduld, immer wieder zu erklären, warum das Kind bestimmte Dinge nicht tun darf, helfen diesem dabei, diese Gefühle verstehen zu lernen.


Gegen Ende des 2. Lebensjahres ist ein großer Moment gekommen: Das Kind erkennt sich im Spiegel. Vom ICH spricht es erst mit ungefähr 2,5 Jahren. Erst mit 3 Jahren findet der Wandel vom Ich zum Wir statt. Das Kind erkennt: Mein Gegenüber hat auch Wünsche und Bedürfnisse. So wie ich. Das Kind interessiert sich nun mehr für andere Kinder und ihre Gemütslagen.


Die emotionale Entwicklung zieht sich durch die gesamte Kindheit. Das Kind macht immer neue Erfahrungen und lernt immer neue Emotionen bei sich und seinen Mitmenschen kennen. Dabei lernt es, seine eigenen Emotionen auszudrücken und mit ihnen umzugehen. Dafür gibt es keinen festgelegten Zeitrahmen. Das Kind freut sich aber immer riesig über Lob, wenn es etwas besonders gut gemacht hat. Es probiert unermüdlich Dinge aus, möchte am Geschehen teilhaben und lernen. Eine große Portion Neugier spornt das Kind immer wieder aufs Neue an.

[AKL]

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