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Lernen und fördern in den ersten vier Lebensjahren

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Kinder lernen gerade von anderen Kindern extrem viel
Kinder lernen gerade von anderen Kindern extrem viel

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AutoreninfoKatharina Krause
aktualisiert: 11.11.2018Vierfache Mutter und Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung
Während etwa einem Viertel der gesamten Kindheit, nämlich in den ersten vier Lebensjahren, machen Kinder etwa die Hälfte aller Entwicklungen durch, die sie in den ersten zwölf Lebensjahren durchlaufen werden. Es ist also enorm viel, was dein Kind in den ersten Jahren nach seiner Geburt aus entwicklungstechnischer Sicht leistet.
Was du hier lesen kannst
  • Entwicklung bei Kindern
  • Förderung für dein Kind
  • Lernmöglichkeiten

Entwicklung bei Kindern


Wenn man sich ansieht, in welch einer rasanten Geschwindigkeit aus dem vollkommen hilflosen Wesen, das ein Säugling nach der Geburt ist, ein Kleinkind wird, das durchaus schon in der Lage ist, sich größtenteils selbst zu versorgen, wird einem bewusst, wie viel in den ersten Jahren bei einem Kind entwicklungstechnisch passiert.
Interessant ist, dass jedes Kind seine zeitlich ganz individuelle Entwicklung durchläuft, obwohl alles, was ein Kind lernt, in der Regel verschiedene Stadien durchläuft, die bei den meisten Kindern sehr ähnlich bzw. gleich aussehen. Ein sehr schönes Beispiel hierfür ist die sprachliche Entwicklung eines Kindes, denn hierbei kann man besonders gut sehen, wie unterschiedlich der Zeitpunkt sein kann, ab dem die einzelnen Stadien der Sprachentwicklung auftreten, aber dass sie schlussendlich doch mit etwa fünf Jahren bei allen Kindern auf einem Niveau zusammenkommen. Dies bedeutet, dass sie sich in der Alltagssprache vollkommen vertraut fühlen und diese in der Regel auch ohne größere Probleme verwenden können.

Grundsätzlich lässt sich also feststellen, dass alle Kinder zwar mehr oder weniger dieselben Stadien in ihrer Entwicklung durchlaufen und zu gewissen Zeitpunkten auf ungefähr demselben Niveau ihrer Fähigkeiten ankommen, es aber vollkommen individuell ist, wie sich die Schwerpunkte genau setzen und wann welche Fähigkeiten genau hinzukommen oder weiter ausgebildet werden wird. So kann es durchaus passieren, dass das eine Kind mit drei Jahren schon kleine Sätze von sich gibt, während das andere dreijährige Kind immer noch recht sprachfaul ist und höchstens ein paar Zwei-Wort-Sätze von sich gibt. Vorausgesetzt, beide Kinder entwickeln sich normal weiter, werden sie trotzdem mit etwa fünf Jahren auch dieselben Sprachfähigkeiten an den Tag legen können. Dies macht es etwas schwierig, genau zu bestimmen, ob sich ein Kind nun altersgemäß entwickelt oder nicht, da sich die Zeitangaben, wann eine Fähigkeit hinzukommen sollte, nicht für jedes Kind einfach so fixieren lassen. Es ist also vollkommen natürlich, dass bestimmte Fähigkeiten schneller und andere erst später auftreten und in der Regel spiegelt der Zeitpunkt, an dem ein Kind etwas gelernt haben sollte auch nur ungefähre Durchschnittsangaben wieder. Dies sorgt dafür, dass sich diese Entwicklungspläne nur selten mit dem decken, was die Kinder tatsächlich durchlaufen.

Förderung für dein Kind

Die meisten Eltern wollen, dass sich ihr Kind bestmöglich und bitte auch extrem schnell entwickelt. Sie wollen es auf jede erdenkliche Art und Weise fördern und nicht wenige sind immer auf der Suche nach der perfekten Art, ihrem Kind die beste Unterstützung angedeihen zu lassen, die es sich wünschen kann. Allerdings vergessen viele Eltern dabei, dass etwas nicht schneller geht, nur weil sie es wollen. Es macht teilweise fast den Eindruck, als würden die Eltern glauben, dass sich ein Kind schneller entwickeln würde, wenn sie an ihm entsprechen "herumzerren". Das ist aber totaler Unsinn, denn ein Kind will sich in den ersten Lebensjahren grundsätzlich immer weiter entwickeln und neue Sachen dazulernen. Dies ist erst einmal völlig unabhängig davon, ob man als Elternteil versucht, sein Kind zu fördern oder nicht.
In Afrika sagt man, dass das Gras nicht schneller wachse, nur weil man daran zieht, und dieses Sprichwort sollte man sich auch bei seinen Kindern zu Herzen nehmen. Jede Entwicklung und jede neue Fähigkeit hat seine eigene Zeit und sie wird genau dann kommen, wenn das Kind in seiner Entwicklung passend fortgeschritten ist und der Zeitpunkt erreicht ist, an dem es tatsächlich in der Lage ist, diese neue Entwicklung bzw. diese neue Fähigkeit auch tatsächlich umzusetzen. Hierbei spielt es absolut keine Rolle, ob du versuchst, dies zu fördern oder nicht. Man könnte quasi auch sagen, wenn der Apfel reif ist, dann fällt er und nicht vorher.

Lernmöglichkeiten

In den ersten Lebensjahren muss man zwischen sozialem und explorativen Lernen unterscheiden:
Unter sozialem Lernen versteht man im Großen und Ganzen vor allem die Möglichkeit, dass sich dein Kind durch das Imitieren und Nachahmen von Verhaltensweisen und Abläufen verschiedene soziale Kompetenzen aneignen kann. Viele kulturelle und gesellschaftliche Bräuche werden an das Kind alleine dadurch weitergegeben, dass es sie erlebt und an ihnen teilhat. Dies birgt in der heutigen Zeit ein ziemlich großes Problem mit sich, denn in der Regel tendieren Eltern dazu, ihre Kinder aus allen möglichen Dingen herauszuhalten. Der Haushalt, das Essen kochen, das Putzen und viele andere Dinge werden ohne die Kinder getan und im schlimmsten Falle werden die Kinder nicht nur von den Tätigkeiten ausgeschlossen, sondern sie verbringen die Zeit, in der dies stattfindet, womöglich in einem separaten Raum, sind irgendwo unterwegs oder werden vom Fernseher gesittet. Dies sorgt dafür, dass das Kind nicht in der Lage ist, die passenden sozialen Kompetenzen aufzubauen, die es eigentlich aufbauen müsste.
Auch die Tatsache, dass die meisten Familien kaum noch zwei oder mehr Kinder haben und somit ein Großteil der Kinder als Einzelkinder aufwächst, macht das soziale Kompetenz- Erlernen für viele Kinder wirklich schwierig. Es ist unbedingt erforderlich, dass Kinder von anderen Kindern, aber auch von anderen Bezugspersonen und nicht nur von ihren Eltern lernen können. Hat ein Kind keinerlei Möglichkeit, mit anderen Kindern zu spielen, so wird es zwangsläufig versuchen, an seine Eltern passende Ansprüche zu stellen und diese als Ersatz zu benutzen. Selbst wenn die Eltern passend darauf eingehen und sich mühevoll versuchen, als Kinderersatz zu beweisen, ist es doch nicht dasselbe und was für ein anderes Kind ein lustiges Spiel wäre, ist für die meisten Erwachsenen anstrengende Arbeit. Um also sinnvoll soziale Fähigkeiten lernen zu können, braucht ein Kind auch soziale Kontakte, von denen es durch Nachahmung und Imitation lernen kann.

Unter dem explorativen Lernen versteht man, dass ein Kind durch diverse Experimente seine Umwelt regelrecht erforscht. Hierbei wird es versuchen, verschiedene Gesetzmäßigkeiten zu ermitteln, Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zu untersuchen und dabei Rätsel zu lösen. Das explorative Lernverhalten ist bei den meisten Kindern eine recht individuelle Sache, die sie alleine für sich machen. Hierbei ist es nicht notwendig, dass immer jemand neben ihnen sitzt und ihnen zeigt, wie etwas geht, da sie dies von ganz alleine herausfinden. Dies heißt allerdings nicht, dass man durch das explorative Lernverhalten quasi gar keine Arbeit mit dem Kind hätte. Vielmehr ist man hier gefragt, entsprechend dem Entwicklungsstandes des eigenen Kindes herauszufinden, mit welchen Dingen es sich jetzt beschäftigen kann, die es in seiner Entwicklung weiterbringen. So kann man einem sechs Monate alten Baby Dinge in Reichweite legen, die es gefahrlos auch mit dem Mund erkunden kann, während ein Kind mit einem Jahr extrem viel Spaß daran hat, Behälter mit Gegenständen zu füllen und diese wieder auszukippen. Häufig ist es so, dass Eltern große Probleme haben zu verstehen, warum ihr Kind dies oder das tut und was es damit genau auf sich hat oder warum es nicht dieses oder jenes versucht, was in unseren Augen viel effizienter wäre. Hierbei sei jedem Elternteil geraten, sich einfach einmal darüber zu informieren, warum das Kind tut, was es tut und somit ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie es zu seinen Entscheidungen kommt. Wer versteht, was das Kind denkt, ist auch in der Lage, ihm bestmöglich in seiner Entwicklung zu helfen.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass du dein Kind vor allem auf eine recht passive Art und Weise fördern kannst. Es geht nicht darum, dass du dich mit ihm hinsetzt und irgendetwas versuchst aktiv zu lernen, sondern darum, dass du verstehst, was dein Kind gerade benötigt und ihm die möglichen Anreize, die es dafür braucht, einfach zur Verfügung stellst. Besorge ihm altersgerechte Spielzeuge, die es erkunden und benutzen kann, lasse es seine Umwelt entdecken und eigene Erfahrungen sammeln und gebe ihm die Möglichkeit, soziale Kompetenzen zu erlernen, indem es die Chance bekommt, mit anderen Kindern zusammen zu spielen und somit von diesen zu lernen und diesen etwas beizubringen. Dein Kind hat in diesem Alter vor allem noch eines: nämlich Spaß am Lernen und wenn du diesen erhalten willst, dann versuche nicht, es zu irgendetwas zu zwingen, was es noch nicht kann oder was es einfach nicht möchte, sondern akzeptiere die Vorlieben deines Kindes und versuche, es bei allem passend zu unterstützen. Wenn dein Kind die Richtung wählt und du dafür sorgst, dass diese Richtung sinnvoll eingeschlagen werden kann, indem du es passend unterstützt bzw. Probleme aus dem Weg räumst, wird dein Kind bestmöglich gefördert werden. Im Gegenzug wird es für dich nicht halb so viel Arbeit und Zeit kosten, wie du das im ersten Moment vielleicht geglaubt hast.
[KaKra]

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