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Legasthenie – Ursachen, Symptome und Diagnose

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Legasthenie hat viele Ursachen
Legasthenie hat viele Ursachen

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AutoreninfoMag. Reka Schausberger
aktualisiert: 11.07.2013Mehrfache Mutter
Erziehung, Familie, Psychologie
Das Wort Legasthenie setzt sich aus dem lateinischen legere und dem altgriechischen asthéneia zusammen und bedeutet übersetzt Leseschwäche. Es handelt sich dabei um eine Teilleistungsschwäche des Gehirns. Die Funktionen, die zum Erwerb von Lesen und Schreiben nötig sind, sind beeinträchtigt und Betroffene erlernen Schriftsprache daher nur mühsam.
  • Legastheniker haben Schwierigkeiten wenn es um die Umsetzung der gesprochenen in geschriebene Sprache geht oder auch genau umgekehrt. Dabei sind sie keineswegs minder intelligent und sie haben auch keine organischen Sinnesbeeinträchtigungen.
Legasthenie ist keineswegs, wie häufig fälschlich behauptet, eine Krankheit. Für die Entstehung dieser Problematik gibt es bis heute keine plausiblen Erklärungen. Derzeit wird angenommen, dass etwa 4 % der deutschen Schüler von Legasthenie betroffen sind.

Ursachen der Legasthenie

Die Gründe zur Entstehung von Legasthenie lassen sich in genetische, neurobiologische, neuropsychologische und soziale Ursachen unterteilen.
  • Schon früh wurde vermutet, dass erbliche Faktoren für die Problematik verantwortlich sein könnten. Im Jahr 2006 wurde ein Gen identifiziert, von dem ausgegangen wird, dass es mit Legasthenie in Verbindung steht. Dies würde auch erklären, warum meist mehrere Familienmitglieder von der Schreib- und Leseschwäche betroffen sind.
  • Auf der neurobiologischen Ebene finden sich Beeinträchtigungen der akustischen und visuellen Wahrnehmung. Schnell aufeinander folgende Töne können oft nicht korrekt unterschieden werden und die Sprache muss in kleinen Einheiten aufgenommen, um verstanden zu werden.
  • Schwierigkeiten zeigen sich bei Legasthenikern auch bei der sogenannten phonologischen Bewusstheit. Das bedeutet, sie haben Probleme dabei kleinste sprachliche Einheiten zu erkennen und sinnvoll zu verknüpfen. Daneben spielt auch eine verminderte Aufmerksamkeit und Aufnahmefähigkeit eine Rolle.
  • Wurde früher angenommen Legastheniker würden weniger Intelligenz aufweisen, so wurde dies zwischenzeitlich widerlegt.
  • Negative soziale Erlebnisse verstärken die Symptome der Legasthenie.

Die Schwäche erkennen

Nicht immer ist Legasthenie leicht erkennbar. Die Kinder haben meist einfach Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben. Je nach Schweregrad können manche Kinder dies in den ersten Schuljahren aber noch kompensieren. Hier fällt die Problematik erst im späteren Grundschulalter auf.
  • Ein deutliches Anzeichen ist es, wenn das Kind sich Buchstaben nicht merken kann.
  • Kinder mit Legasthenie können Wörter kaum flüssig lesen und müssen jedes Wort Laut für Laut aussprechen.
  • Sie haben Schwierigkeiten damit mehrere Buchstaben auf einmal zu erfassen und neigen daher zum Raten um das Lesen zu beschleunigen.
  • Gehörte Wörter werden als Wortruinen, die nicht erkennbar sind, aufgeschrieben.
  • Notwendige Buchstaben werden weggelassen oder falsche Buchstaben eingefügt.
  • Lautgetreues Schreiben wird beibehalten und Rechtschreibregeln können nicht umgesetzt werden.
  • Neben diesen Symptomen bilden viele Betroffene aber auch parallel psychosomatische Störungen aus. Dies können Bauch- oder Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Schulangst aber auch Aggressionen oder ein vermindertes Selbstwertgefühl sein.

Frühzeitige Anzeichen

In manchen Fällen können Anzeichen für eine spätere Legasthenie bereits im Vorschulalter beobachtet werden.
  • Diese könnten sich in einer verkürzten oder überhaupt übersprungenen Krabbelphase oder einem verspäteten Gehen zeigen.
  • Eine schlechte Körperkoordination oder ständiges Stolpern über Gegenstände können ebenso Anzeichen sein wie Schwierigkeiten im Umgang mit Besteck, Werkzeugen oder Schnürsenkeln.
  • Häufig zeigen die Kinder Koordinationsschwierigkeiten oder motorische Schwächen beim Sport und bei der Bewegung.
  • Sie schaffen sich eigene Wörter, stottern oder stammeln.
  • Reime und Liedertexte werden nicht behalten und Memory oder Puzzlespielen bereitet größere Probleme.

Die professionelle Diagnose

Besteht der Verdacht auf Legasthenie, ist es in erster Linie zielführend, alle organischen Ursachen wie etwa Hörstörungen auszuschließen. Danach folgt ein umfassendes Anamnesegespräch zwischen den Eltern und einem Spezialisten für Legasthenie. Eine umfangreiche Legasthenie-Testung mit standardisierten Verfahren lässt die Problematik deutlich werden.

Dies wird heute meist am PC durchgeführt. Schrift- und Fehleranalysen von Schulheften unterstützen die Diagnostik. Häufig werden auch Intelligenztests in die Testung mit einbezogen. Eine genaue Beobachtung des Kindes während der Übungssituation sowie Lese-, Rechtschreib- und Rechentests runden die Diagnostik ab.

Rechtzeitiges Einschreiten verhindert Spätfolgen

Wird eine Legasthenie gar nicht oder zu spät diagnostiziert, kommt es zu sekundären Erscheinungsbildern.

Die Lust an der Schule geht verloren und die Kinder entwickeln meist durch die immer schlechteren Noten eine Schulangst. Sie bekommen den Eindruck, dass alles Lernen nichts bringt, und geben es völlig auf zu lernen.

Es kommt zu Verhaltensstörungen und Auffälligkeiten im Schulalltag, die wiederum die Leistungen beeinträchtigen und in späterer Folge auch das zukünftige Leben und den Beruf. Ohne guten Schulabschluss folgt die Arbeitslosigkeit und Studien haben leider auch gezeigt, dass nicht therapierte Legastheniker überdurchschnittlich oft straffällig werden.

Legasthenie verändert oft den Alltag der ganzen Familie. Gerade deshalb ist es so wichtig, diese rechtzeitig zu erkennen und die geeigneten Maßnahmen zu ergreifen um dem Kind zu helfen. Abgestimmt auf den Schweregrad und auf das Kind hilft eine maßgeschneiderte Therapie zu langfristigem Erfolg in der Schule und kann auch dazu beitragen ein gesundes und glückliches Leben zu führen.

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