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Zehn Ratschläge, die vom Aussterben bedroht sind

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Gerade im Bereich Kindererziehung gibt es gut gemeinte Ratschläge in Hülle und Fülle
Gerade im Bereich Kindererziehung gibt es gut gemeinte Ratschläge in Hülle und Fülle

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AutoreninfoKatharina Krause
aktualisiert: 20.03.2018Vierfache Mutter und Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung

Hier schauen wir uns einmal zehn Ratschläge an, die man immer mal wieder zu hören bekommen hat und die nun leider - oder zum Glück - langsam aussterben.
Zehn aussterbende Ratschläge:
  • Nachts braucht das Baby nichts essen!
  • Stillen mit über 12 Monaten ist ungesund!
  • Bei Durchfall nimmt man Salzstangen und Cola!
  • Mit 12 Monaten immer noch nicht sauber?!
  • Ein Klapps hat noch keinem geschadet!
  • Wenn ein Kind dich haut, hau zurück!
  • Lass das Baby schreien, sonst lernt es nie schlafen!
  • Lass das Kind ruhig mal den heißen Herd anfassen!
  • Muttermilch ist belastet, Flaschennahrung daher viel besser!
  • Nimm das Baby nicht ständig hoch, du verwöhnst es!

Nachts braucht das Baby nichts essen!


Zum Glück stirbt dieser Spruch langsam aber sicher aus. Wenn das Kind nachts keinen Hunger hätte, würde es nicht aufwachen und quengeln. Die einzigen, die von einem durchschlafenden Kind etwas haben, sind die Eltern. Für die Entwicklung und das Wachstum in den ersten Monaten braucht das Kind eine regelmäßige Nährstoffzufuhr. Sobald es einige Monate alt ist, drosselt sich der Bedarf in der Nacht schon von selbst und sobald man angefangen hat zuzufüttern, entwöhnt sich das Kind meist recht schnell von selbst. Auf keinen Fall sollte man sich hier etwas anderes einreden lassen! Solange das Kind noch Hunger hat, sollte man ihm den nächtlichen Snack gönnen. Sobald das Kind vollständig auf feste Nahrung umgestellt ist, fallen diese nächtlichen Hungerattacken in der Regel von ganz allein weg.

Stillen mit über 12 Monaten ist ungesund!

Milch als alleinige Nahrung reicht ab einem bestimmten Zeitpunkt selbstverständlich nicht mehr aus. Solange das Kind aber noch Milch trinken mag, sollte man ihm diese auch geben. Natürlich sollte die Beikost einen guten Anteil an der täglichen Nahrungsmenge ausmachen. Wenn das Kind bereit ist, wird es irgendwann die Brust oder die Flasche von ganz allein verweigern. Einige Kinder tun dies schon mit 10 Monaten andere erst mit 18 Monaten oder später. Das Kind wird nicht krank davon, wenn es nach seinem ersten Geburtstag noch Milch bekommt. Lasst euch da nicht hineinreden! Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, werdet ihr es schon merken.

Bei Durchfall nimmt man Salzstangen und Cola!

Man könnte diesen Ratschlag vergleichen mit Öl, das man in ein Feuer kippt. Salzstangen liefern nur Natrium, während der Körper bei Durchfall aber auch Kalium verliert. Durch den extremen Zuckergehalt in Cola - Cola ist ja eigentlich nur gefärbtes Zuckerwasser! - wird dem Körper noch mehr Flüssigkeit entzogen. Auch der Kaliumverlust wird durch die Cola noch erhöht. Wenn das Kind also Durchfall hat, sollte man lieber auf Tees, Elektrolytpulver aus der Apotheke oder spezielle Durchfallmittel für Kinder zurückgreifen.

Mit 12 Monaten immer noch nicht sauber?!

Vermutlich kennt jede Mutter die oftmals schrecklich nervige Frage „Ist das Kind denn immer noch nicht sauber?“. Sobald das Kind seinen ersten Geburtstag hinter sich hat, erwartet alle Welt, dass das Kind sofort sauber wird. Dabei ist mittlerweile doch bekannt, dass Kinder in der Regel erst mit 24 Monaten soweit sind, dass sie ihre Toilettengänge wirklich wahrnehmen können. Es mag sicher immer mal wieder Kinder geben, die es schon früher umsetzen können, aber die große Masse der Kinder lässt sich da Zeit. Jungs übrigens noch etwas länger als Mädchen.
Es bringt übrigens auch gar nichts, das Kind alle paar Minuten aufs Töpfchen zu quälen. Das Einzige, was man damit erreicht ist, dass das Kind schnell keine Lust mehr hat und das Sauberkeitstraining mit viel Kummer und Tränen verbunden sein wird. Entspannen, die Leute erzählen lassen und aufmerksam sein Kind beobachten. Irgendwann kommt der Tag und dann ist das Kind plötzlich sauber und zwar ganz ohne Tränen und wochenlanges Theater.

Ein Klaps hat noch keinem geschadet!

Je nachdem, wie man diesen Satz auslegen möchte, könnte man dem zustimmen oder ihn verneinen. Natürlich sollte kein Kind geschlagen werden. Konflikte mit Gewalt zu lösen ist definitiv nicht der richtige Weg. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel und der „Klaps“ auf die Windel, den das Kind gar nicht wirklich merkt, kann eine Erfahrung sein, die dem Kind eindeutig zeigt: „Bis hier hin und nicht weiter.“ Wichtig ist hierbei dann aber, dass der Klaps eine symbolische Bedeutung hat und eher eine Ausnahme ist und auf keinen Fall mit Schmerzen verbunden ist.

Auch wenn es heute nicht mehr modern ist, muss man doch sagen: Man sehe sich die Generation der Kinder an, deren Eltern niemals einen Klaps verteilt haben und unsere eigene Generation, die sicher noch auf diese Art und Weise erzogen worden ist.
Man könnte zu dem Rückschluss kommen, dass ein wenig mehr autoritäre Erziehung und eventuell auch mal ein kleiner Klaps auf die Pampers uns vielleicht die schwierigsten Fälle unter den heutigen Kindern und Jugendlichen ersparen könnte. Kinder brauchen Vorbilder und Führung und keine Eltern, die mit ihnen stundenlang über Sandalen bei Neuschnee diskutieren oder sich von ihren Kinder herumkommandieren lassen. Remo Largo erfasst diese Problematik in seinen Büchern ganz gut und man kann seine Bücher nur wärmstens empfehlen.

Wenn ein Kind dich haut, hau zurück!

Grundsätzlich ein sinnloser Ratschlag in meinen Augen, da diese Lektion im Normalfall durch Geschwister und Spielkameraden gelernt wird. Trotzdem kann es ab und an ganz hilfreich sein dem Kind zu zeigen, wieso etwas nicht gut ist. Dieses „Zurückschlagen“ sollte man allerdings den Geschwistern überlassen, da die Kinder diese Lektion am besten im Zusammenspiel mit anderen Kindern lernen. Verstehen muss man hierbei auch, dass Kinder oft dann anfangen zu schlagen, wenn sie frustriert sind und sich nicht mehr zu helfen wissen. Oft reicht es schon, das Kind einmal richtig energisch zu schimpfen, damit sich der Frust in einem Weinen entlädt und das Kind hierbei dann zu trösten. Frustrationstoleranz ist etwas, das Kinder lernen müssen und wenn wir uns in unserer Umwelt so umsehen, muss man leider sagen, dass schon die Erwachsenen dort so manches Defizit haben.

Lass das Baby schreien, sonst lernt es nie schlafen!

Das Einzige was man mit diesem Ratschlag wirklich erreicht ist, dass das Kind sein Urvertrauen verliert. Wenn es schreit, stimmt etwas nicht und es hat keine andere Chance, als sich darauf zu verlassen, dass jemand kommt und ihm hilft. Bleibt diese Hilfe aus und kommr Mama oder Papa einfach nicht, lernt das Kind nur, dass es sich nicht auf seine Eltern verlassen kann. Es wird noch unsicherer und lässt sich womöglich auch immer schwerer von seinen Eltern beruhigen.

Normalerweise brüllt das Kind so lange, bis es nicht mehr kann und vor Erschöpfung einschläft. Alle, die das für eine gute Sache halten, sollten einmal 5 Minuten wie am Spieß schreien und dann mal prüfen, wie sie sich fühlen. So ähnlich ergeht es dem Kind auch. Dazu kommt aber, dass das Kind eine wirklich ernste Angst aussteht. Sein Überlebensinstinkt sagt ihm, es muss seine Mutter und seinen Vater rufen und wenn diese nicht kommen, fühlt es sich verlassen und einsam. Wer sein Kind also brüllen lässt, läuft Gefahr, dass sich später eine Angststörung, eine nur schwache Vertrauensbindung zu den Eltern oder auch ein vermindertes Selbstwertgefühl entwickelt.

Lass das Kind ruhig mal den heißen Herd anfassen!

Auf keinen Fall sollte sich das Kind verletzen können! Demnach ist dieser Ratschlag ein klassischer Fall von: „ Hoffentlich hört man ihn nie wieder!“ ABER: Es ist nun einmal auch ein erwiesener Fakt, dass sich Dinge, die wir erleben, besser einprägen als Dinge, die man nur hört. In manchen Situationen lohnt es sich, das Kind eine „beaufsichtigt unangenehme“ Erfahrung machen zu lassen. Wenn das Kind zum Beispiel unbedingt den Herd anfassen will, könnte man diesen abkühlen lassen und sobald er noch unangenehm warm ist, aber nicht mehr so heiß, dass man sich wirklich daran verletzen könnte, lässt man das Kind unter einer Warnung wie „Vorsicht, heiß!“ die Hand ausstrecken. Da Kinder in aller Regel deutlich empfindlicher reagieren, wird selbst eine nur warme Herdplatte vollkommen ausreichen, um die Warnung mit dem „heiß“ zu unterstreichen. In aller Regel ist dann die Faszination und das Bedürfnis, den Herd anzufassen auch sofort wieder verflogen und kommt nicht wieder. Des Weiteren verbindet das Kind mit dem Wort „heiß“ eine „unangenehme“ Erfahrung und wird deutlich besser reagieren, wenn man das Wort an anderer Stelle wieder gebraucht.

Einige schreien dabei nun sicher auf, dass es eine Verletzung des Urvertrauens ist. Allerdings ist das etwas überzogen. Grundvoraussetzung ist eben, dass sich das Kind nicht wirklich weh tut. Es muss nur unangenehm sein, aber auf keinen Fall schmerzhaft. Als Eltern sollte man das Kind natürlich beschützen, doch es braucht auch seine eigenen Erfahrungen. Nur wenn das Kind auch mal auf die Nase fallen kann, wird es richtig laufen lernen. Man sollte es aber auch nicht übertreiben. Es genügt, wenn man es die „Erfahrungen“ mit den Dingen sammeln lässt, von denen es sich gar nicht abbringen lassen will.

Muttermilch ist belastet, Flaschennahrung daher viel besser!

In manchen Situationen mag diese Aussage tatsächlich eine Berechtigung haben. Wenn die Mutter zum Beispiel Medikamente nehmen muss, selbst krank ist oder es sonst etwas gibt, was sich negativ auf die Muttermilch auswirkt. Generell ist und bleibt Muttermilch aber das Beste, was man dem Kind geben kann. Flaschennahrung kann auch mit Dingen belastet sein, wenn der Herstellungsprozess nicht ganz in Ordnung war. Die Flaschen, in die man die Milch füllt, könnten Schadstoffe abgeben und auch die Nuckel könnten belastet oder einfach nicht ganz sauber sein. Gefahrenquellen gibt es also bei beiden Ernährungsweisen.
Allerdings muss man sagen, dass man Glyphosat in der Muttermilch gefunden hat und dies tatsächlich ein Grund zur Sorge sein sollte, denn ein Pestizid in der Muttermilch ist sicher nichts, mit dem man spaßen sollte. Auf der anderen Seite findet sich Glyphosat derzeit überall auf unserem Essen, auf Watteprodukten und womöglich auf jedem Baum und Strauch vor unserer Haustür. Es ist also fraglich, ob es wirklich gelungen ist, die Babynahrung davon frei zu halten.

Bis vor einigen Jahren hätte auch niemand gedacht, dass man Glyphosat selbst in Tampons und Binden findet. Sollte die Entwicklung und die damit einhergehende Belastung unserer Körper demnächst nicht rapide wieder abnehmen, könnte es durchaus sein, dass diese Aussage in einigen Jahren eine traurige Wahrheit wird. Derzeit ist sie es aber noch nicht. Muttermilch ist das Beste für´s Kind und daher sollte Flaschennahrung wirklich nur eine Notfalllösung sein.

Nimm das Baby nicht ständig hoch, du verwöhnst es nur!

Kinder unter einem Jahr kann man nicht verwöhnen. Man stärkt nur das Urvertrauen und macht es sich einfacher, mit dem größer werdenden Kind umzugehen. Das Kind braucht Wärme, Nähe und Schutz. Natürlich will es möglichst lange bei der Mama sein. Mit zunehmenden Alter und dazugehörigen Reifegrad wird das Kind selbst anfangen, mehr Distanz und Freiheit zu fordern. Es ist völlig unnötig, die Bedürfnisse des Kindes zu beschneiden, weil man Angst hat, dass man das Kind sonst verwöhnt. Im Gegenteil, wenn das Kind genug Nähe und Wärme bekommt, ist es viel einfacher für den kleinen Spatz sich zu lösen, denn es weiß ja, dass es jederzeit kommen kann. Kinder, die um jedes bisschen kämpfen müssen, klammern länger und stärker, weil sie sich fürchten, das Wenige, was sie haben, auch noch zu verlieren. Im Endeffekt erschafft man sich also nur noch größere Probleme, wenn man hier auf Biegen und Brechen versucht, das Kind nicht zu verwöhnen. Man sollte sich als Eltern klar darüber sein, dass es einen Unterschied gibt zwischen “Bedürfnisse erfüllen” und ein Kind “verwöhnen”.

[KaKra]

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