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Können Babys bereits Neurodermitis bekommen?

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Babys in Industrienationen leiden vermehrt unter Neurodermitis.
Babys in Industrienationen leiden vermehrt unter Neurodermitis.

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AutoreninfoSylvia Koppermann
aktualisiert: 18.06.2014Mehrfache Mutter u. Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung
Um die Frage ganz klar zu beantworten: Ja, Babys können Neurodermitis bekommen! Viel mehr sogar, ist Neurodermitis eher bei Babys und Kleinkindern vorkommend, als bei älteren Kindern oder Erwachsenen.

Noch fehlt dem Baby ein starkes Immunsysten

Die Haut von Babys und Kleinkindern ist wesentlich empfindlicher und reagiert auf Störungen sensibler. So haben auch Hauterkrankungen meist leichteres Spiel. Während sich die Haut eines Erwachsenen wesentlich besser helfen kann, ist die Kinderhaut negativen Einflüssen oft regelrecht ausgeliefert. Einen weiteren Einfluss nimmt auch das Immunsystem des Körpers. Das Immunsystem von Babys und Kleinkindern ist noch recht angreifbar. Daher haben es Erreger und Keime leichter, Infektionen einzubringen, sowie Allergien hervorzurufen. Erst nach und nach, durch Kontakt mit verschiedenen Umwelteinflüssen, stärkt sich das Immunsystem und baut die körpereigene Abwehr aus.

Was ist eine Neurodermitis?

Bei Neurodermitis handelt es sich um ein atopisches Ekzem. Der Begriff "atopisch" benennt dabei, dass das Ekzem keiner Körperstelle speziell zugeordnet werden kann. Zwar gibt es typische Körperstellen, wie an den Händen, Knien, Gesicht oder den Ellenbogen, an denen Neurodermitis häufiger zu beobachten ist, aber das Ekzem kann auch an jeder anderen Körperstelle auftreten. Bis zu 20% der Kinder unter fünf Jahren und bis zu 3% der Erwachsenen, leiden an Neurodermitis.

Babys in Industriestaaten leiden öfter unter Neurodermitis

Interessant ist, dass die Zahl der Betroffenen, in den Industriestaaten weit höher ist. Einige Vermutungen gehen dahin, dass eben der industrielle Einfluss, das Immunsystem negativ beeinflusst. Allergien treten weit häufiger und zunehmend auf. So auch Neurodermitis. Auch ein weiterer Faktor könnte eine große Rolle spielen: das zunehmende Hygienebewusstsein.

Falsche Kosmetikprodukte schaden

Gerade um Erkrankungen zu vermeiden, hat sich die Gesellschaft intensiv in Bezug auf die Körperhygiene weiter entwickelt. Unzählige Kosmetikprodukte sind auf dem Markt, von denen viele mit Inhaltsstoffen versetzt sind, die empfindlicher Haut eher schaden als nützen, da sie auch den natürlichen Säureschutzmantel und Fettfilm der Haut angreifen. Je öfter die Haut mit diesen Kosmetikprodukten gewaschen wird, je mehr verliert sie die Fähigkeit, sich zu regenerieren und weitestgehend selbst zu schützen. Keime und Erreger treffen nicht mehr in einem ausgeglichenem Maß auf die Haut, sondern gewinnen die Übermacht und können so Schäden anrichten, die sich sowohl negativ auf die Haut, als auch das gesamte Immunsystem auswirken. Bei einer Neurodermitis ist die trockene Haut gerötet und juckt stark. Auch kann sich Ausschlag bilden, der unter Umständen Bläschen hervorbringt oder wunde, manchmal offene Stellen, die dann sogar bluten. Betroffene leiden unter dem ständigen Juckreiz und dem Schmerz der offenen Stellen. Zudem ist die stark strapazierte Haut anfälliger gegenüber Keimen, die über die Wunden eintreten und weitere Krankheiten verursachen können. So ist es also auch möglich, dass sich Hautpilze auf der geschädigten Hautfläche ansiedeln oder eitrige Entzündungsherde bilden. Eine nicht zu unterschätzende Gefahr, bilden dabei Staphylokokken, die sich toxisch über das Blut, im gesamten Körper ausbreiten können.

Ist Neurodermitis erblich?

Noch kann nicht sicher nachgewiesen werden, dass Neurodermitis tatsächlich vererbbar ist. Allerdings ist zu beobachten, dass Eltern mit empfindlicher Haut oder gar als selbst Betroffene von Neurodermitis, Kinder haben, die ähnliche Sensibilitäten und Anfälligkeiten zeigen. Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass Menschen, die selbst unter Neurodermitis leiden, vermehrt Störungen in der Bildung wichtiger Strukturproteine haben, die genetisch bedingt dann auch nicht mehr weiter gegeben werden. Ihre Kinder tragen somit also bereits genetisch eine Störung der natürlichen Schutzmechanismen ihrer Haut in sich. Einen weiteren genetischen Defekt, vermutet man im eventuell verringerten Vorhandensein eines wichtigen Enzym, dem Delta-6-Desaturase. Die Haut produziert ein Fett, das sie vor Austrocknung schützen soll. Ein wichtiger Bestandteil dieses Fetts ist Gamma-Linolensäure, welche, mit Hilfe des Enzyms Delta-6-Desaturase, aus über die Nahrung aufgenommene Linolensäure aufgenommen wird. Verfügt der Körper nun nicht in ausreichender Menge über dieses Enzym, kann weniger Gamma-Linolensäure aus der aufgenommenen Linolensäure umgewandelt werden. Entsprechend verringert sich auch die Menge des natürlich gebildeten Hautfetts.

Verschiedene Formen von Neurodermitis, im Erwachsenenalter

Im Baby- und Kleinkindalter, ist eine Neurodermitis noch eher einfach zu diagnostizieren, denn auch wenn die Ekzeme unterschiedlichem Ausmaß sein können und an typischen und untypischen Körperstellen auftreten, lassen sie sich dennoch meist recht schnell einordnen. Diese auffälligen Merkmale, treten nicht bei allen Kindern so auffällig auf und sind beim Erwachsenen mit Neurodermitis oftmals auch nur in Sonderformen oder abgeschwächt zu erkennen. Neben Ekzemen an bestimmten Körperstellen und ausschließlich dort, wie im Bereich des Nacken, der Augenlider, um den Mund herum oder auch den Brustwarzen, gibt es noch Symptome, die auf den ersten Blick so gar nicht an das typische Bild der Neurodermitis erinnern. Beispielsweise ist ein vermehrt rissiges Hautbild um die Ohrenansätze, speziell die Ohrläppchen herum, ein Indiz auf eine Neurodermitis. Eine weitere Sonderform ist eine scheinbar spontane Bildung von stark juckenden Verhornungen an den Händen oder Füßen, die entfernt an Warzen erinnern. Diese Verhornungen können auch eher wie Bläschen sein, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Bezeichnet wird Letzteres als dyshitrotisches Ekzem, welches ursächlich, bis heute, noch nicht erforscht werden konnte. Es liegt jedoch nahe, dass eine Verbindung zu Überempfindlichkeitsreaktionen oder Allergien bestehen könnte, möglicherweise auch verschlimmert durch Pilzinfektionen, mit denen die körpereigene Immunabwehr nicht allein fertig wird.

Ist Neurodermitis heilbar?

Neurodermitis ist nicht heilbar.

Zwar gehen die Beschwerden meist nach dem fünften Lebensjahr weg und die Mehrzahl der Betroffenen bleibt weitestgehend, für den Rest ihres Lebens beschwerdefrei, jedoch kann sich das stark geschädigte Hautbild in der Regel nicht vollständig regenerieren. Vor allem dann nicht, wenn bereits genetische Grundlagen Verursacher der Neurodermitis sind. Trotzdem sind Betroffene von Neurodermitis nicht zwangsläufig der Erkrankung ausgeliefert. Unter Berücksichtigung von Beschwerden fördernden Einflüssen, können viele Erkrankte ihr Leben darauf ausrichten, diese Begünstigungen so gut es geht, zu vermeiden. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle. Angefangen bei dem verwendeten Leitungswasser, das zur Nahrungsbereitung, Wäschewaschen und Körperhygiene verwendet wird, Reinigungs- und Waschmitteln, Pflegeprodukten und Kosmetika und auch die Ernährung. Betroffene lernen mit der Zeit, unter welchen Einflüssen sich die Symptome verschlimmern und vermeiden Kontakte, soweit es möglich ist, um das Auftreten der Ekzeme zu minimieren. Nicht jeder Neurodermitiker reagiert dabei gleich auf all die unterschiedlichen, möglichen Verursacher. Ebenso gibt es auch kein ultimatives Mittel, um das Auftreten der Ekzeme einzudämmen. Eltern von Kindern mit Neurodermitis, haben oft, gemeinsam mit ihrem Kinderarzt, einen langen Weg vor sich, um für ihr betroffenes Kind ein Mittel zu finden, das hilft, die Ekzeme im Zaum zu halten oder gar auszuheilen. Daher ist es wichtig, eng mit dem Arzt zusammen zu arbeiten, eventuell einen Dermatologen gezielt hinzu zu ziehen und sich bewusst zu sein, dass es nötig sein kann, eventuelle in verschiedene Richtungen auszutesten, bis etwas gefunden ist, das dem Kind tatsächlich hilft. Auch gibt es eine Vielzahl an Plattformen im Internet, auf denen es einen mehr oder weniger qualitativ wertvollen Austausch von Betroffenen gibt, die über ihre Erfahrungen mit verschiedenen Mitteln berichten.

[SyKo]

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