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Gewohnheiten in der Kindererziehung ändern

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Manchmal sind zu viele Ratgeber einfach zu viel
Manchmal sind zu viele Ratgeber einfach zu viel

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AutoreninfoKatharina Krause
aktualisiert: 31.08.2018Vierfache Mutter und Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung
"Der Mensch ist ein Gewohnheitsstier." Diese Aussage kennt wohl jeder. Auch ist jedem bewusst, wie schwierig es ist, alte Gewohnheiten zu verändern und sich neue anzueignen. Hier zeigen wir euch, was ihr tun könnt, um einige neue Herangehensweisen im Bereich der Kindererziehung zu etablieren und schließlich auch beizubehalten.
Was du hier lesen kannst:
  • Der Mensch liebt seine Gewohnheiten
  • Der Mythos um die 21-Tage-Regel
  • Woher kommt sie?
  • Warum ist sie kein Allheilmittel?
  • Wozu kann man sie trotzdem nutzen?
  • Neue Verhaltensweisen etablieren
  • Am Ball bleiben und korrigieren

Der Mensch liebt seine Gewohnheiten


Wir alle lieben unsere Gewohnheiten. Sie geben uns Sicherheit und strukturieren unseren Tag. Etwas an unseren Gewohnheiten zu verändern, bedeutet für die meisten Menschen regelrechten Stress. Gewohnheiten sind etwas Beruhigendes und wirken auf uns bequem und gemütlich, während alles, was anders oder neu ist, einen stressigen Beigeschmack hat.
So ist es auch in der Kindererziehung. Obwohl wir vielleicht genau wissen, dass bestimmte Verhaltensweisen und Gewohnheiten nur dazu führen, dass es in der Kindererziehung schwieriger läuft als es müsste, gelingt es uns trotzdem nicht, diese Gewohnheiten abzulegen, da sie für uns einfach dazugehören und ja irgendwie doch halbwegs funktionieren. Auch wenn dieses "halbwegs funktionieren" meist nur eine Rechtfertigung dafür ist, dass man auf keinen Fall etwas ändern will.

Der Mythos um die 21-Tage-Regel

Wann immer es darum geht, dass man Gewohnheiten verändern will und neue Dinge in seinem Leben etablieren möchte, so stolpert man über kurz oder lang über die 21-Tage-Regel. Hierbei könnte man den Eindruck gewinnen, dass diese Regel das Allheilmittel schlechthin ist und genau so wird sie auch propagiert. So ziemlich jeder kann mit ihr etwas anfangen oder hat sie schon ausprobiert. Dummerweise hat man Schwierigkeiten damit, wirklich jemanden zu finden, der mit dieser Regel auch tatsächlich Erfolg gehabt hat, was aber nicht gleichzeitig heißt, dass die Regel vollkommen falsch ist. Sie hat durchaus ihre Berechtigung und wenn man sie als Hilfsmittel nutzt und richtig anwendet, ist sie auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.

Woher kommt sie?

Schauen wir uns einmal an, woher die 21-Tage-Theorie denn überhaupt kommt. Was viele nicht wissen ist, dass die 21-Tage-Theorie eigentlich überhaupt nichts im eigentlichen Sinne mit Gewohnheiten oder deren Veränderung zu tun hat. Zumindest nicht so, wie es heute propagiert wird.

Die 21-Tage-Theorie wurde in den 50-er Jahren von Maxwell Maltz aufgestellt. Dieser Herr war zu seiner Zeit ein plastischer Chirurg, der festgestellt hat, dass Patientinnen mindestens 21 Tage brauchten, um sich nach einer Gesichtsoperation an ihr neues Aussehen zu gewöhnen. Ebenso hat dieser Arzt beobachten können, dass es Patienten gab, denen nach einer Amputation noch etwa 21 Tage lang das amputierte Bein oder der amputierte Arm weh getan haben. Aus diesen und anderen Beobachtungen heraus kam Maltz zu dem Schluss, dass diese Phänomene alle etwa 21 Tage brauchen und er schlussfolgerte daraus, dass das menschliche Gehirn offenbar mindestens 21 Tage braucht, um ein altes geistiges Bild aufzulösen und ein Neues zu formen. Aus dieser Feststellung wurde letztendlich die recht verkürzte und leider auch häufig missverstandene Theorie, dass es nur noch 21 Tage braucht, um eine neue Gewohnheit wirklich fest zu etablieren.

Warum ist sie kein Allheilmittel?

Wer aufmerksam gelesen hat, dem ist aufgefallen, dass es immer heißt, dass man "etwa" oder "mindestens" 21 Tage braucht, bevor sich ein neues Bild geformt hat. Dies bedeutet im Klartext, dass es auch mehr als 21 Tage sein können und dies ist in der Regel auch der Fall. Um genau zu sein, scheinen wir im Durchschnitt etwa 66 Tage zu brauchen, bevor sich eine Gewohnheit zu einer Routine etabliert hat. Aber wie bei so vielem im Leben lässt sich das nicht hundertprozentig genau sagen. Wann eine Gewohnheit zu einer Routine wird, hängt stark von der Person ab, um die es sich gerade handelt. Es gibt sicher einige Personen, bei denen 21 Tage vollkommen ausreichend sind. Der Durchschnitt scheint bei 66 Tagen zu liegen und einzelne Menschen müssen womöglich bis zu acht Monate damit ringen, eine neue Gewohnheit für sich zu etablieren. Aus diesem Grund ist die 21-Tage-Theorie leider auch nicht das Allheilmittel, für das sie gerne gehalten wird.

Wozu kann man sie trotzdem nutzen?

Die 21-Tage-Theorie ist trotzdem nicht vollkommen nutzlos. Denn wenn es dir erst einmal gelingt, 21 Tage lang eine neue Gewohnheit wirklich konstant durchzuziehen, so hast du den ersten Schritt zum Erfolg eigentlich schon getan. Das Einzige, was du jetzt nichts tun darfst ist, deinen Erfolg oder Misserfolg direkt an den nächsten ein oder zwei Tagen im Anschluss festzumachen. Du musst den Weg, den du nun schon seit 21 Tagen lang folgst, einfach weitergehen, auch wenn er hier oder da vielleicht noch etwas holprig und steinig ist und vielleicht auch nicht ganz so einfach, wie du es dir wünschen würdest. Eventuell versuchst du auch einfach, eine weitere 21-Tage-Zeitspanne hintendran zu hängen, und schaust dann einmal, wie fest sich die Gewohnheit mittlerweile etabliert hat.

Das Leben ist kein binäres System, das nur aus "geht" oder "geht nicht" besteht. Es gibt immer Abstufungen und diese solltest du auch sehen und für dich wahrnehmen. Die 21-TageRegel kann uns also wunderbar einen Zeitrahmen liefern, nach dem wir sehen, was wir erreicht haben und wohin uns unser Kurs geführt hat. Es ermöglicht uns, dann den Kurs vielleicht ein wenig zu korrigieren und weiterzugehen, um nach weiteren 21 Tagen erneut stehenzubleiben, zurückzuschauen und ein erneutes Fazit aus der vergangenen Zeit zu ziehen.

Neue Verhaltensweisen etablieren

Verhaltensweisen etablieren sich vor allem über eines: Zeit. Wenn wir immer und immer wieder über einen langen Zeitraum dasselbe tun, dann wird aus einer Gewohnheit eine Routine und irgendwann denken wir über diese gar nicht mehr wirklich nach, sondern sie gehört einfach zu unserem Leben so dazu, wie sie ist. Das kann eine Zigarette nach dem Aufstehen sein, das Pressen von frischen Orangen am Sonntag, das Zeitunglesen oder das Anschalten des Fernsehers zu einer bestimmten Uhrzeit, um eine bestimmte Serie zu gucken. Je länger wir diese Verhaltensweisen beibehalten, desto fester verankert mit unserem Leben werden diese und desto schwieriger werden wir sie auch wieder los. Bei den meisten dieser Verhaltensweisen fällt uns gar nicht auf, dass sie wirklich da sind, da sie einfach dazugehören und gerade bei denen, die wir als störend empfinden oder die wir gerne loswerden würden, stellen wir fest, dass sie sich hartnäckig festkrallen und es sehr schwierig ist, sie aus unserem Leben wieder zu verbannen.

Das Wichtigste, um eine neue Verhaltensweise zu etablieren ist, dass man selbst davon wirklich überzeugt ist - ganz egal, ob es darum geht, mit dem Rauchen aufzuhören oder sich und seinen Kindern eine neue Verhaltensweise im Rahmen der Kindererziehung anzutrainieren. Du musst diese Veränderung wirklich wollen. Keine Verhaltensweise lässt sich etablieren, wenn du nicht wirklich hinter der ganzen Sache stehst oder der Gedanke, wieso du es etablieren willst, nur ein vorgeschobener Grund ist, der gar nicht wirklich tief reicht. Sachen, wie "das machen alle so" oder "ein Nachbar hat damit Erfolg" oder "ich möchte sein, wie der oder die" sind leider sehr schwache Argumente und reichen in der Regel nicht aus, um eine Gewohnheit wirklich zu verändern.
Wenn du allerdings der Meinung bist, dass du im Rahmen der Kindererziehung zum Beispiel das Verhalten mit deinen Kindern ändern möchtest, damit es ein harmonischeres Zusammenleben bei euch gibt, so kann dies ein verdammt guter Grund sein, endlich mit Veränderungen anzufangen. Hierbei kann es sich tatsächlich lohnen, mit der 21-Tage-Regel zu beginnen. 21 Tage sind ein überschaubarer Zeitraum und man kann hervorragend ein Resümee über die vergangene Zeit ziehen, den Kurs korrigieren und weitermachen. Neue Verhaltensweisen etablieren sich nicht durch ein Fingerschnippen oder durch die hundertfache Bekundung, dass man es selbst tun möchte. Eine neue Verhaltensweise zu etablieren bedeutet immer Arbeit und man muss mit ganzem Herzen dahinter stehen

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Am Ball bleiben und korrigieren

Nachdem wir nun erfahren haben, dass uns die 21-Tage-Regel keinen schnellen Erfolg bringen wird, heißt es im Rückschluss auch, dass wir größer denken müssen. Veränderungen in deinem Leben zu etablieren bedeutet, immer wieder kleine Änderungen durchzuführen und vor allem nicht aufzugeben. Viele Menschen glauben, dass man das Ziel wirklich irgendwann erreichen könnte und übersehen dabei, dass das sich ganze Leben um einen herum stetig wandelt. Ein Ziel, das du dir heute setzt, ist vielleicht morgen schon nicht mehr wirklich erstrebenswert oder zumindest nicht in der Art und Weise, wie es dir das gestern noch erschienen ist. Es ist ein bisschen wie die Fahrt auf einem Fluss: Hin und wieder musst du dich für eine Abzweigung entscheiden und dann heißt es, dem Fluss zu folgen. Dabei wirst du deinen Kurs immer wieder korrigieren müssen, damit du nicht irgendwo aufläufst. Genauso ist das mit den Veränderungen letztendlich auch. Wenn dir auffällt, dass du etwas verändern möchtest, so ist das der erste Schritt auf dem Weg, eine neue Routine zu etablieren. Lege genau fest, was du eigentlich erreichen möchtest und dann versuche, jeden Tag ein bisschen mehr darauf hinzuarbeiten. Ärgere dich nicht, wenn es mal einen Tag nicht funktioniert. Gehe einfach am nächsten Tag mit frischem Elan wieder ans Werk.
In regelmäßigen Abständen solltest du innehalte, einfach einmal zurückblicken und schauen, inwieweit sich dein Verhalten und deine Gewohnheiten zwischen dem gesetzten Ziel und dem heutigen Tag nun verändert haben. Vermutlich wirst du feststellen, dass du zwar noch grob in die richtige Richtung gehst, sich aber bestimmte Dinge, die so eigentlich nicht geplant waren, trotzdem eingeschlichen haben. Diese müssen gegebenenfalls wieder entfernt werden. Korrekturen sind nichts Schlimmes. Egal, was du in deinem Leben machst und was du eigentlich genau verändern möchtest, du wirst immer dahin kommen, dass du etwas korrigieren musst.

Auch in der Kindererziehung ist es nicht anders. Du wirst feststellen, dass bestimmte Konzepte bei dir und deinen Kindern womöglich gar nicht so funktionieren, wie es die Leute, die sie beschrieben haben, prophezeien. Du kannst auch nichts erzwingen, denn wenn es so nicht funktioniert, dann geht es so einfach nicht und dann musst du dir einen anderen Weg suchen. Erziehungstipps und Ratschläge gibt es wie Sand am Meer und die meisten davon haben ihre Berechtigung und werden wohl auch bei einigen Familien tatsächlich funktionieren. Wenn du dich allerdings entschließt, ein Konzept auszuprobieren, so probiere es mindestens 21 Tage lang aus und dann kannst du zurückblicken und ein Fazit daraus ziehen, wie sich dein Leben jetzt verändert hat und ob dieses Erziehungskonzept für euch tatsächlich das richtige gewesen ist. Vielleicht brauchst du nur ein paar kleine Änderungen vornehmen, vielleicht stellst aber auch fest, dass dieses ganze Konzept bei euch absolut nicht funktioniert. Dann musst du nach einem neuen Weg suchen. Alles in allem ist dabei wichtig, dass, du damit rechnen musst, dass du sehr lange Zeit am Ball bleiben musst, bevor sich eine Routine schließlich festigt. Auch solltest du dich nicht der Fehleinschätzung hingeben, dass mit einem gesetzten Ziel alles erledigt ist. Du wirst immer wieder kleine Korrekturen vornehmen müssen, um schlussendlich das Ziel zu erreichen, bei dem du dich wirklich wohl fühlst. Auch nicht vergessen darf man in Erziehungsfragen, dass sich auch deine Kinder weiterentwickeln und es somit immer wieder zu kleinen Veränderungen kommen wird.

[KaKra]

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