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Vor- und Nachteile von Hausaufgaben

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Über Vor- und Nachteile von Hausaufgaben lässt sich unendlich diskutieren
Über Vor- und Nachteile von Hausaufgaben lässt sich unendlich diskutieren

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AutoreninfoKatharina Krause
aktualisiert: 26.02.2019Vierfache Mutter und Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung
Kaum ein Thema wird so heftig diskutiert wie die Vor- und Nachteile von Hausaufgaben. Da liegt es natürlich nah, dass auch wir uns mit diesem Thema einmal auseinandergesetzt haben.
Was du hier lesen kannst:
  • Warum Hausaufgaben?
  • Vorteile von Hausaufgaben
  • Nachteile und Gegenstimmen zu Hausaufgaben

Warum Hausaufgaben?


Nicht nur Kinder, sondern auch immer mehr Eltern stellen sich die Frage, wozu Hausaufgaben eigentlich gut und wann sie überhaupt sinnvoll sind. Die Frage ist gut und berechtigt, denn die Kritik an Hausaufgaben wächst immer weiter, da ihr Sinn nicht mehr als gegeben angenommen werden kann.
Hausaufgaben sind ein integraler Bestandteil der schulischen Laufbahn jeden Kindes. Ursprünglich waren Hausaufgaben einmal dazu gedacht, den Lernstoff zu wiederholen und zu vertiefen. Man ging davon aus, dass sich der Stoff besser einpräge würde, wenn sich ein Kind außerhalb der Schule noch einmal damit beschäftigen würde. Ob Hausaufgaben nun eine gute oder schlechte Sache sind und ob man sie nun abschaffen könnte oder nicht, darüber sprechen wir im Weiteren noch einmal genauer und beleuchten hierzu einmal die Vor- und die Nachteile von Hausaufgaben.

Vorteile von Hausaufgaben

Beschäftigen wir uns als erstes mit den Vorteilen von Hausaufgaben: Immer wieder werden Stimmen laut, dass durch Hausaufgaben, Kinder den ganzen Nachmittag und Abend über nicht nur Blödsinn machen, sondern ihre Zeit sinnvoll nutzen, um das, was sie am Morgen gelernt haben, noch einmal zu vertiefen. Darüber hinaus führen viele Leute an, dass die Schulzeit alleine nicht ausreicht, um das als notwendig erachtete Leistungspensum der Kinder zu bewältigen. Dementsprechend sind Hausaufgaben quasi eine Möglichkeit, mehr Zeit am Tag dafür zu haben, dass Kinder den Lernstoff in den Kopf zu "bekommen". Im eigentlichen Unterricht kann der Lehrer sich auf sinnvolle Arbeiten konzentrieren und all die Dinge, die einfach nur kostbare Zeit verschwenden würden, einfach ausgliedern. Hierunter fällt sämtliches Auswendiglernen oder auch einen längeren Text abschreiben. Spätestens wenn die Kinder die Schule verlassen, müssen sie gelernt haben, wie man selbstständig und eigenverantwortlich arbeitet und strukturiert vorgeht. Gerade die Befürworteter der Hausaufgaben führen dieses Argument sehr gerne als Begründung an, warum Hausaufgaben ein notwendiges Übel sind.
Zum Abschluss bieten Hausaufgaben in der Regel aber auch eine Information an die Schule, denn anhand dessen, was der Schüler als Hausaufgaben erledigt hat, lässt sich, so zumindest die Theorie, ein Rückschluss darauf ziehen, wie gut der Schüler den Stoff verstanden hat und ob es irgendwo Probleme gibt. Ein prinzipiell guter Ansatz, doch er hat auch einen Haken, wie du gleich unter Nachteile nachlesen kannst.

Nachteile und Gegenstimmen zu Hausaufgaben

Die Rückmeldung an den Lehrer ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn der Schüler seine Hausaufgaben auch alleine und eigenverantwortlich gemacht hat. In dem Moment, wo die Eltern geholfen haben oder womöglich Fragen geklärt haben, um das Kind in die richtige Richtung zu schubsen, wenn nicht sogar ihm die Antwort vorzusagen, erübrigt sich natürlich die Rückmeldung an den Lehrer vollkommen, denn er erfährt ja nicht, was das Kind geleistet hat, sondern was das Kind mit Hilfe seiner Eltern zustande gebracht hat. Damit sind Hausaufgaben kaum als Messinstrument geeignet, wenn es um die Frage geht, ob das Kind die Aufgaben verstanden hat oder eben nicht.

Immer mehr Studien belegen, dass das viele Sitzen für den Menschen gar nicht so gut ist, und dementsprechend gerade unsere Kinder extrem schädigt. Sie müssen nicht nur sechs Stunden am Vormittag auf einem Stuhl sitzen, sondern sich dann auch noch am Nachmittag gezwungenermaßen wieder an einen Tisch setzen und die Nase erneut in ihre Hefte stecken, statt sich angemessen zu bewegen. Viele Kinder bekommen dadurch kaum noch die Möglichkeit, ihre Zeit im Freien oder mit Spielen zu verbringen, weil sie von der Schule nach Hause kommen, um sich zu Hause direkt hinzusetzen und ihre Hausaufgaben zu machen. Im Anschluss an die Hausaufgaben findet dann in vielen Familien auch schon fast das Abendprogramm statt.
Damit wären wir übrigens beim nächsten guten Grund, der gegen Hausaufgaben spricht: Kinder haben teilweise einen längeren Arbeitstag als Erwachsene. Es ist nicht unüblich, dass ein Kind sechs Stunden Unterricht hat, ein bis zwei Stunden zur Schule hin und zurück braucht und dann noch einmal etwa weitere 3 Stunden an seinen Hausaufgaben sitzt, damit es diese wenigstens halbwegs fertig abgeben kann. Schaut man sich das nun einmal genauer an, bedeutet das, dass unsere Kinder einen 11-Stunden-Tag haben und quasi nirgendwo die Möglichkeit, sich noch irgendwie spielerisch zu entfalten oder interessanten Hobbys nachzugehen. Da stellt sich die Frage, wer nach einem 11-Stunden-Tag, der voll mit schulischer Arbeit war, noch Lust und Energie hat, sich abends noch damit auseinanderzusetzen irgendetwas anderes zu lernen oder zu tun. Es ist also kein Wunder, dass unsere Kinder vor den PCs langsam aber sicher verblöden und die außerschulischen Aktivitäten wie Vereine oder Freunde treffen, einfach auf der Strecke bleiben.

Ein weiterer guter Punkt, der gegen Hausaufgaben spricht, ist die Tatsache, dass die Chancengleichheit, die Kindern versprochen wird, mit Hausaufgaben komplett zunichtegemacht wird. Man kann keine Kinder vergleichen, deren Lebensbedingungen komplett unterschiedlich sind. Man stelle sich bitte nur einmal folgendes Beispiel vor: Kind A lebt mit seiner Familie in einer relativ kleinen Wohnung zusammen mit seinen Geschwistern. Wenn Kind A Hausaufgaben machen möchte, so sitzt es in der Regel in der Küche am Esstisch oder mit etwas Glück an einem Schreibtisch. Immer wieder wird es gestört, weil kleine Geschwister durch die Gegend laufen oder ein Elternteil irgendetwas aufräumt oder tut. Wenn es Fragen hat, so braucht es sich nicht an den Elternteil zu wenden, weil dieser keine Zeit hat oder auch einfach auch, weil die Fähigkeiten des Kindes in dem Fach schon die seiner Eltern übersteigen. Es hat keine Chance, irgendjemanden um Hilfe zu bitten, muss mit dem, was es dort vor sich liegen hat, selbstständig klar kommen und eben wirklich alles allein regeln. Bei Kind B sieht das alles ganz anders aus. Dieses Kind hat ein großes eigenes Zimmer, keine Geschwister und auch sonst nichts, was irgendwie seine Konzentration stört, wenn es Hausaufgaben machen soll. Wann immer eine Frage auftaucht oder etwas unklar ist, kann Kind B jederzeit zu einem Elternteil gehen und bekommt von diesem sinnvolle Hilfe, weil die Eltern in der Lage sind, den Unterrichtsstoff zu verstehen und ihn noch beherrschen. Die Aufgaben dieses Kindes werden in der Regel von seinen Eltern abends noch einmal kontrolliert. Das, was der Lehrer also zu sehen bekommt, ist eine bereits korrigierte Fassung, bei dem das Kind Hilfe gehabt hat. Reichen die Fähigkeiten der Eltern nicht aus, erhält das Kind Nachhilfe oder Zugang zu allen möglichen Hilfen.
Jedem sollte hier klar sein, dass man Kind A mit Kind B nur schwerlich vergleichen kann. Im Endeffekt wird aber genau das getan. Gibt Kind A eine schlechtere Hausaufgabe ab als Kind B, so bekommt Kind A eine schlechtere Note als Kind B. Geben beide eine etwa gleich gute Hausaufgabe ab, so hat Kind A dabei wesentlich mehr geleistet als Kind B, aber trotzdem bekommen beide dieselbe Note, da es nur darum geht, ob und wie gut die Hausaufgaben gemacht wurden und nicht wie die Umstände gewesen sind, unter denen das Kind diese Aufgabe erledigt hat. Hier sollte wirklich jedem klar werden, dass Chancengleichheit etwas ganz anderes ist als das, was beim Hausaufgabenmachen vorherrscht. In dem Fall sind wir übrigens auch schon bei einem weiteren Punkt, der gerne angeführt wird, wenn es um die Nachteile von Hausaufgaben geht:
Niemand kann hinterher mehr genau sagen, ob das Kind die Hausaufgaben alleine gemacht hat, es Hilfe hatte oder ob es diese womöglich gemacht bekommen hat. Es ist nicht mal so unüblich, dass sich manchmal Eltern hinsetzen und die Hausaufgaben für ihre Sprösslinge machen. Das ist natürlich nicht im Sinne der Erfindung, aber wenn das Kind schon seit Stunden an den Hausaufgaben gesessen hat, mittlerweile in Tränen aufgelöst ist und genau weiß, dass es sich eine schlechte Note einfängt, wenn es morgen ohne die Hausaufgabe zur Schule kommt, dann lassen sich hin und wieder die Eltern doch tatsächlich erweichen und übernehmen die Aufgaben für das Kind. Leider sind solche oder ähnliche Szenarien nicht so selten und unnormal, wie man vielleicht annehmen möchte.

Hausaufgaben setzen Familien unter einen enormen Leistungsdruck. Damit das Kind die Hausaufgaben richtig machen kann, braucht es womöglich Hilfe und nicht immer steht diese in Form eines echten Nachhilfelehrers zur Verfügung, weil sich nicht alle Eltern einen Nachhilfelehrer leisten können. Dies führt in einigen Elternhäusern dazu, dass sich die Eltern zusätzlich zu ihrer normalen Arbeitstätigkeit nun auch noch mit dem Schulstoff auseinandersetzen müssen, damit sie ihren Kindern helfen können. Hieraus entstehen natürlich auch einige Probleme, wenn man bedenkt, dass die meisten Eltern selbst in der Regel Vollzeit tätig sind und dementsprechend eigentlich auch keine Zeit haben, um sich als Nachhilfelehrer weiterzubilden. Natürlich gibt es immer mal wieder Möglichkeiten durch Zuschüsse oder andere Leistungen Nachhilfe zu bekommen, aber machen wir uns nichts vor - die Chancen, dass irgendjemand für das eigene Kind einen Nachhilfelehrer bezahlt, sind relativ gering und man könnte schon fast sagen, das passiert eigentlich nur dann, wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen. Oder anders ausgedrückt: In der Theorie ist alles möglich, versucht man es aber umzusetzen, so steht man in der Regel direkt vor gut verschlossenen Türen und ellenlangen Begründungen, warum ausgerechnet hier ein Sonderfall vorliegt und ausgerechnet das eigene Kind keine Unterstützung erhält. Es gibt zwar oft eine ganze Menge Dinge, die in der Theorie gut klingen, aber im Endeffekt wohl nur auf eine Handvoll Menschen überhaupt zutreffen.
Darüber hinaus kommt die Tatsache zum Tragen, dass noch viele Kinder unter Schlafmangel leiden. Diese kommen in der Regel nach Hause und haben keine Lust, sich direkt wieder an die Aufgaben zu setzen. Ein Punkt, den wohl jeder von uns nachvollziehen kann. Eigentlich sollten Kinder, Kinder sein dürfen. Sie sollten toben und spielen und nicht nur arbeiten müssen. So kommt es nicht selten vor, dass die Hausaufgaben dann auf den Abend verschoben werden und da Kinder in der Regel dazu neigen, sich da ganz gewaltig zu verschätzen, wie lange sie für diese Hausaufgaben brauchen, sitzen die Kinder dann in der Regel viel zu lange davor, bevor sie endlich ins Bett gehen dürfen. Das bedeutet, dass sie am nächsten Morgen aufstehen müssen, obwohl sie noch müde sind und gar nicht genug Schlaf bekommen haben.

Im Fazit könnte man also sagen: Hausaufgaben versauen die Kindheit unserer Kinder. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass Kinder zwangsweise mit vielen anderen Kindern in einem Raum eingesperrt, an Tische gesetzt werden und dort aus Büchern lernen müssen und teilweise sehnsüchtig bei 30° schwitzend nach draußen gucken und hoffen, dass die Schule bald vorbei ist, damit sie endlich einmal rausgehen können, werden die Kinder in der Regel dann auch noch dazu genötigt, dass wenn sie ihr Pflichtpensum oder besser gesagt ihre Anwesenheitspflicht erfüllt haben, sich dann auch noch zu Hause hinzusetzen müssen, um den Rest des Tages auch noch mit Hausaufgaben zu verbringen. Unsere Kinder werden zu richtigen kleinen Arbeitsbienen erzogen, die von morgens bis abends nur damit beschäftigt sind, irgendwelche Dinge zu tun, deren Sinn oder Unsinn noch nicht so recht festgelegt ist. Man darf sich darüber eigene Gedanken machen, ob das ein Fehler im System ist, den man bisher nur noch nicht gesehen hat oder nicht weiß, wie man ihn ändern soll oder ob es womöglich sogar Absicht ist. Ein Fakt ist zumindest, dass die meisten Kinder Hausaufgaben hassen. Mit der einen Ausnahme, dass die Kinder womöglich lernen, selbstständig und strukturiert zu arbeiten, lassen sich die meisten angeführten Vorteile direkt entkräften oder wirken neben den immensen Nachteilen relativ witzlos.
Leider hat sich die Abschaffung der Hausaufgaben bis heute nicht durchgesetzt und so wie das in der Regel läuft, kann man davon ausgehen, dass sich an diesem Umstand wohl auch nicht so schnell etwas ändern wird. Dementsprechend kann man nur versuchen, das Beste aus den Hausaufgaben zu machen.
[KaKra]

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