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Abgang und Fehlgeburt: Ein Erfahrungsbericht

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Früher Abgang: Ein Erfahrungsbericht von Sarina.Felix
Früher Abgang: Ein Erfahrungsbericht von Sarina.Felix
AutoreninfoMag. Carina Runge-Mathis
aktualisiert: 01.11.2016Gründerin von Mamiweb, Mehrfache Mutter
Gesundheit, Familie, Soziales

Die Fehlgeburt gehört leider zu jenen Themen, die oftmals tabuisiert werden und wo niemand so richtig drüber spricht. Ich habe mich daher bewusst dazu entschieden, über dieses Thema zu schreiben.


Ein Erfahrungsbericht von Sarina

Ich bin Sarina, 27 Jahre alt und momentan schwanger. Ich teile diese aufregende Zeit sehr intensiv auf Instagram, möchte aber keines dieser Profile sein, bei denen der Eindruck entsteht “Oh, guck mal was für ein perfektes Leben die hat. Da läuft alles nach Plan. Liebe, Hochzeit, Schwanger, alles Tutti”. Ehm, nein. Kein Leben verläuft perfekt, kein Leben verläuft ohne Schmerz. Jeder von uns stellt sich irgendwann mal die Frage "Warum ich ?"

So wie ich, im Mai 2016, als ich das allererste Mal in meinem Leben schwanger war und dann, 1 Woche später, nicht mehr.


Aufregende Neuigkeiten

Im Februar beschlossen mein Mann und ich, nicht mehr zu verhüten. Als ich 3 Monate später heimlich morgens früh um 6 aus dem Schlafzimmer schlich um einen Test zu machen, erblickte ich 2 Minuten später eine ganz hauchzarte zweite Linie. Eine riesen Freude machte sich in mir breit. Ich fing direkt an zu planen, wie ich es meinem Mann sagen würde. Ende der Woche war unser erster Hochzeitstag. Wir wollten schick essen gehen. Der perfekte Tag um ihm die frohe Botschaft zu verkünden. bis dahin war es aber noch eine gute Woche. Mhhh.. ob ich das konnte, wusste ich noch nicht. Aber ich hatte ja bis dahin meine Zwillingsschwester mit der ich über die aufregenden Neuigkeiten sprechen konnte.

Ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit

Nach 3 Tagen bekam ich plötzlich ein sehr ungutes Gefühl. Zuerst dachte ich, es würde daran liegen das mein Mann noch nicht eingeweiht war und ich deshalb ein schlechtes Gewissen hatte. Aber ich wollte es für ihn unvergesslich machen und es ihm in einem besonderen Moment sagen. Feierlich. nicht Zuhause zwischen Tür und Angel. Also schob ich das ungute Gefühl beiseite und lenkte mich mit anderen Dingen ab. Unser Tisch war für Freitag reserviert. Am Donnerstag trieb mich das mulmige Gefühl dann zu meiner Schwester. Ich fragte geradeheraus: “Was, wenn es eine Fehlgeburt wird?” Sie versuchte mich zu beruhigen und mir zu versichern, dass so eine Angst bestimmt ganz normal sei. Aber mit jeder Minute die verstrich kroch plötzlich mehr und mehr Panik meinen Hals hoch. Ich setzte mich ins Auto, fuhr los und kaufte nochmal 2 Schwangerschaftstests. einen digitalen von ClearBlue und einen billigen Streifentest.

Nach Hause. Packungen aufgerissen. Pipi gemacht. Das Herz sprang mir fast aus der Brust. Der ClearBlue blinkte eine halbe Ewigkeit mit dem Wartezeichen auf, bis er schlussendlich angab “Schwanger 1-2 Wochen”. Mein Blick wanderte zu dem Streifentest. Alles was ich sah, war ein einziger Strich. Die Kontrolllinie. Demnach also nicht schwanger. Verwirrt versuchte ich Fassung zu bewahren. Ich weis gar nicht mehr was ich dann machte. Ich fing an zu kochen oder so damit ich nicht wie eine Bekloppte sinnlos durch die Wohnung rannte.

Nach einer Weile kramte ich den Streifentest nochmal raus, auf dem mittlerweile eine zarte zweite Linie erschienen war. Ich wusste aber, dass das nicht normal war und der Test als negativ zu werten war. Ich beschloss, zum Frauenarzt zu fahren. Natürlich war auf dem Ultraschall nichts zu sehen. dafür war es noch viel zu früh. Ich konnte nur abwarten, hieß es.

Das Gespräch mit meinem Mann

Als mein Mann Abends nach Hause kam, sagte ich ihm das er sich hinsetzen sollte. Ich hätte ihm was zu sagen. Mein tiefstes Innerstes sagte mir, dass ich es bereuen würde, wenn ich es ihm jetzt nicht sagen würde. Mein Instinkt hatte mich nicht getäuscht. Unsere Restaurant-Reservierung am nächsten Abend nahmen wir nie wahr. Stattdessen saßen wir im Krankenhaus.

Blutungen

Zuvor hatte ich zu Hause Blutungen bekommen. Adam war gerade auf der Couch eingeschlafen als ich auf der Toilette die Blutung bemerkte. Weinend tippte ich ihm auf die Schulter um ihn aufzuwecken: "We have to go to the hospital. I´m bleeding." (Adam ist übrigens Amerikaner und wir sprechen zu Hause Englisch) Er folgte mir ins Badezimmer, wo ich mich schnell abduschte. Er redete auf mich ein, dass ich die Hoffnung nicht aufgeben soll. Das eine Blutung nicht direkt ein Abgang bedeutet (zum Abgang lies hier mehr: Das Alles oder nichts - Prinzip).

Das Pandi (so der Spitzname für unser Baby) zu uns will und es schaffen wird. Ich presste zwischen meinen hysterischen Schluchzern nur irgendein unverständliches Zeug hervor. Er wollte die Hoffnung nicht aufgeben, aber ich sah ihm die Angst ins Gesicht geschrieben. Er war leichenblass. Und das obwohl er einen dunklen Hautton hat. Er versuchte ruhig und stark zu bleiben, für mich und für Pandi.

Die bittere Realität für Pandi

Im Krankenhaus, während wir im Wartezimmer saßen, wurde die Blutung immer stärker. Man attestierte mir nach der Untersuchung einen frühen Abort und jagte mir eine meterlange Spritze (zumindest kam sie mir meterlang vor) in den Po-Muskel weil ich "rhesus negativ" (Zum Thema "Rhesus negativ" lies unseren Beitrag: Rhesusfaktor) bin. Wortlos nahm ich die Spritze hin und vernahm nur noch verschwommen den Hinweis der Ärztin, dass jetzt in den nächsten Tagen Alles von alleine abbluten würde und ich dann alles Weitere mit meinem Frauenarzt besprechen könnte.

Lesetipp: Zum Thema Fehlgeburt bzw. Abort und wie du eine solche erkennen kannst, lies unseren Beitrag "Fehlgeburt: Anzeichen und Formen ".

Von Wolke 7 zurück auf die Erde

Zuhause angekommen setzte ich mich noch in voller Montur aufs Bett. Zu antriebslos um meine Schuhe oder irgendwas auszuziehen. ich starrte einfach nur auf den Boden und realisierte langsam, das wir gerade schmerzvoll von Wolke 7 auf den Boden gekracht waren. Mein Mann setzte sich neben mich, nahm mich in den Arm und fing dann selbst an zu weinen.

In den Tagen und Wochen danach, regierte mich die blanke Panik. Tausend Fragen gingen mir durch den Kopf. Was, wenn mit mir was nicht stimmt? Was, wenn es immer wieder passiert ? Wenn wir da nochmal durch müssen? Schließlich war es meine erste Schwangerschaft gewesen.

Die Angst bleibt aber wir freuen uns auf Pandi

Im zweiten Zyklus danach war ich wieder schwanger. Die Angst und Erinnerungen an die Fehlgeburt sind ein ständiger Begleiter.

Mein Mann und ich hatten schon Namen für unsere Kinder ausgesucht als wir uns gerade mal 3 Wochen kannten. Seitdem reden wir mit ihnen, sagen ihnen Abends gute Nacht wenn wir beten. Wir glauben, dass diese Seelen uns als Eltern ausgesucht haben. Dass sie uns auf einem Wölkchen sitzend von oben beobachten und darauf warten, zu uns zu kommen. Deshalb sind wir auch der Meinung, dass es jetzt in der zweiten Schwangerschaft wieder die gleiche Seele ist, die zu uns möchte. Den Spitznamen Pandi hatte unser Baby in der ersten Schwangerschaft auch schon und den haben wir nicht geändert. Einfach weil es für uns das gleiche Seelchen ist.

Und bald ist es endlich bei uns.

Zur Autorin

Mehr von Sarina könnt ihr in ihrem Instragram-Account sehen: instagram.com/sarina.felix/.

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