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Weihnachten: Gehören Tiere unter den Weihnachtsbaum?

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Nach Weihnachten beginnt für viele Tiere eine traurige Zeit.
Nach Weihnachten beginnt für viele Tiere eine traurige Zeit.

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AutoreninfoSylvia Koppermann
aktualisiert: 20.02.2020Mehrfache Mutter u. Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung

Weihnachten ist das Fest der Liebe und des Miteinanders. Die Familie verbringt sehr viel Zeit zusammen zu Hause und hat endlich einmal Gelegenheit etwas gemeinsam zu machen. Wenn nicht zu Weihnachten, welcher andere Zeitpunkt könnte besser sein, um ein Haustier in die Familie aufzunehmen als Weihnachten? Trotzdem lesen wir jedes Jahr wieder, dass davor gewarnt wird, Tiere zu Weihnachten zu verschenken. Warum das so ist und ob das sinnvoll ist, das erfährst du hier in diesem Artikel.

Inhalt des Beitrags:
  1. Gute Weihnachtsgeschenke?
  2. Sensible Gemütsstimmung
  3. Tiere haben Bedürfnisse
  4. Tierhandel zu Weihnachten

Gute Weihnachtsgeschenke?

Es ist die Zeit für große und teure Weihnachtsgeschenke, die Familie hat Zeit miteinander und die Stimmung könnte kaum rührseliger und angenehmer sein. Zumindest wenn man einmal von den dazwischenliegenden Stressattacken der Vorweihnachtszeit absieht. Trotzdem ist es so, dass gerade die Weihnachtszeit uns dazu verleitet, einem Tier ein wunderschönes Zuhause geben zu wollen. Gerade in der Weihnachtszeit setzen wir hier auch gerne die rosarote Brille auf, aber dazu kommen wir später noch einmal. Betrachten wir uns das Tier erst einmal als Weihnachtsgeschenk. Grundsätzlich mag man der Meinung sein, dass gerade zu Weihnachten ein Tier zu verschenken eine sehr gute Idee ist. Allerdings ist das nur den seltensten Fällen der Fall. Weihnachtsgeschenke sind in unserer heutigen Konsumgesellschaft etwas, über das man sich eine Zeit lang freut, bevor man es zu den anderen Geschenken zurücklegt und wieder nach etwas Neuem strebt. In der Regel bekommt man zu Weihnachten so viele Geschenke, dass man sich ihnen gar nicht allen mit der entsprechender Sorgfalt widmen kann und somit wird doch schon klar, dass schon aus diesem Grund ein Haustier ausgerechnet zu Weihnachten nicht unbedingt ideal ist. Es hat weniger etwas mit einer begründeten guten Entscheidung zu tun, als mehr mit der Tatsache, dass man eine gewisse Einstellung gegenüber Weihnachtsgeschenken hegt und diese in der Regel keine großen Verpflichtungen mit sich bringen. Tiere zwischen den anderen Geschenken unterm Weihnachtsbaum machen also keinen wirklichen Sinn. In der Regel kann man beobachten, dass während ein Tier unter dem Weihnachtsbaum richtig toll, romantisch und absolut entzückend war, sich dies meistens schnell ändert. Im ersten Moment ist natürlich das Tier das absolute Highlight des Weihnachtsfestes. Zumindest in den ersten wenigen Tagen oder Wochen nach der Bescherung reißen sich alle Haushaltsmitglieder darum, mit dem Tier irgendetwas tun zu dürfen. Doch sobald erst einmal wieder der Alltag einzieht und das Tier zur Gewohnheit wird, beschäftigen sich die Haushaltsmitglieder wieder mit den Dingen, mit denen sie sich vorher auch beschäftigt haben. Die Kinder spielen lieber wieder mit ihrem Spielzeug, die Eltern müssen wieder zur Arbeit und das Tier, welches so freudig in der Familie begrüßt wurde, sitzt etwas einsam zwischen den einzelnen Mitgliedern und versteht seine Welt nicht mehr.

Sensible Gemütsstimmung

Wir haben oben schon einmal gesagt, dass die Stimmung, die zu Weihnachten in der Regel in den Familien vorherrscht, recht rührselig ist und die Menschen gerne dazu verleitet, ein Tier aufnehmen zu wollen. Natürlich ist es schön, ein weiteres Mitglied in die Familie einführen zu wollen, und natürlich kann dies auch eine Bereicherung für die ganze Familie sein. Doch es gibt eine Menge Haken, die man beachten sollten, denn nicht alles ist Gold, was glänzt. Ein recht unangenehmes Problem entsteht auch aus der vielen Zeit, die die Familie über Weihnachten in der Regel zusammen verbringt. Ein Tier, das zu Weihnachten angeschafft wird, wird über lange Zeit hinweg von allen Mitgliedern der Familie gemeinsam versorgt. Gerade in den ersten Wochen nach Weihnachten ist alles Friede, Freude, Sonnenschein und es gibt keinerlei Probleme. Dem Tier wird aber ein vollkommen falsches Bild von seinem Alltag vermittelt. Leider muss man hier sehen, dass anhand der vorherrschenden rührseligen Stimmung es auch eine gewisse rosarote Brille gibt, die sich die Menschen aufsetzen, um zu rechtfertigen, warum ein Tier doch eine gute Idee ist. Zu selten werden die Vor- und Nachteile eines Haustieres wirklich abgewogen und noch viel seltener machen sich die Leute wirklich Gedanken darüber, was in einigen Monaten oder vielleicht in einem Jahr ist. Die Stimmung, in der man sich in der Weihnachtszeit befindet, sorgt nicht zuletzt auch für spontane Anschaffungen. War es bis vor die eigentliche Weihnachtszeit kein Thema, sich ein Tier anzuschaffen, taucht der Wunsch plötzlich beim Fernsehen oder beim Einkaufen auf. Hierzu reicht meistens ein Bild von irgendeinem süßen Kleintier, das ein neues Zuhause sucht. Dummerweise schaltet sich dann gerade in der Vorweihnachtszeit der skeptische Teil unseres Denkens ab und wir neigen dazu, nur noch die Vorteile eines Tieres zu sehen. Dass es bescheiden ist, in solch einer Stimmung eine Entscheidung treffen zu wollen, die womöglich über einige Jahre bis hoch zu einigen Jahrzehnten Auswirkungen auf unser Leben haben kann, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Schon aus diesem Grunde Macht die Anschaffung eines Tieres zu Weihnachten quasi keinen Sinn.

Tiere haben Bedürfnisse

Einem Tier ein schönes Zuhause zu geben, bedeutet nicht nur, ihm einen Schlafplatz zuzuteilen und ihm ausreichend zu essen und zu trinken zu geben und mit ihm zu einem Arzt zu fahren, wenn es krank ist, sondern der viel größere Teil der Arbeit steckt in der Beschäftigung des Tieres. Je nachdem, was für ein Tier man sich ausgesucht hat, ist die Haltung eines einzelnen Exemplares sowieso nicht ratsam, da das Tier sonst vereinsamt und sich zu Tode langweilt. Zwei Tiere haben zwar nicht doppelten Pflegeaufwand, aber trotzdem fällt auch hier mehr Müll und höhere Kosten an. Egal was für ein Tier man sich aber anschafft, und ob man es allein oder zu zweit hält, ein großer Fakt, der sehr gerne übersehen wird, ist die Tatsache, dass ein Tier nicht nur gern in der Ecke liegen möchte und den ganzen Tag schläft. Es will sich nicht nur, auf etwas zu Essen von dir freuen, sondern ein Tier hat als Mitglied eines Haushaltes auch bestimmte Bedürfnisse. Wie diese Bedürfnisse genau aussehen, ist von Tier zu Tier unterschiedlich, aber sie alle haben ihre ganz individuellen Bedürfnisse. Nagetiere wollen genauso beschäftigt werden, wie ein Hund oder eine Katze. Alle Tiere, die in einem Käfig gehalten werden, brauchen von Zeit zu Zeit entsprechenden Auslauf. Egal, ob ihr das größte Modell eines verfügbaren Käfigs gekauft habt oder nicht, das Modell ist in der Regel viel zu klein, um den natürlichen Bedürfnissen nach Bewegung des Tieres nachzukommen. Gerade bei Hasen und Meerschweinchen ist dies ein großes Problem, denn diese Tiere fristen häufig in irgendwelchen Kinderzimmern ein ödes, langweiliges Leben, dessen täglicher Trott nur dadurch unterbrochen wird, wenn es zu der einen oder anderen Gelegenheit mal ein neues Häuschen oder ein anderes Spielzeug für sie gibt. Die Bedürfnisse der meisten Tiere werden gar nicht berücksichtigt. Hasen und Kaninchen zum Beispiel sollten im Sommer die Möglichkeit bekommen, in einem Außengehege auf echtem Gras herumkoppeln zu dürfen und im Winter auch einmal die Räume des Hauses unsicher machen zu dürfen. Natürlich entsteht hierbei Dreck, der hinterher weggemacht werden muss, aber nur, um diesen zu vermeiden, das Tier einfach sein ganzes Leben lang in einen kleinen Käfig gesperrt zu lassen, ist keine tierfreundliche Lösung. Auch Vögel müssen sich in der Regel regelmäßig einmal bewegen dürfen. Zahm oder nicht zahm spielt hierbei keine große Rolle. Die allermeisten Käfige für Ziervögel sind einfach zu klein und kaum jemand kauft sich eine große Voliere und nimmt damit einen Großteil eines Zimmers in Beschlag, nur damit die Tiere sich ausreichend bewegen können. Auch bei Katzen hat man sehr häufig den Eindruck, dass diese nichts anderes tun, als den ganzen Tag zu schlafen. Natürlich sind gerade ältere Katzen in den meisten Fällen in ihrem Gemüt recht ruhig und recht genügsam, aber wenn es sich dabei um reine Wohnungskatzen handelt, muss man auch hier davon ausgehen, dass wenn sich das Tier zu stark zu langweilen beginnt, es anfängt, in der Wohnung Unsinn zu machen. Bei Hunden ist dieses Problem noch viel größer. In den meisten Fällen wollen wir von unseren Hunden, dass sie den ganzen Tag im Körbchen liegen, keinen Unsinn machen und wenn man raus geht brav an der Leine gehen und sich darüber freuen, wenn wir zwei- oder dreimal ein Stöckchen werfen. Auch das wird in der Regel absolut nicht den tierischen Bedürfnissen gerecht. Ein Hund will beschäftigt werden und da du in der Regel der Einzige bist, mit dem er spielen kann, da es in vielen Haushalten keine weiteren Hunde gibt, heißt das dementsprechend auch, dass er quasi immer auf dich angewiesen ist, wenn es darum geht seine Langeweile unter Kontrolle zu bekommen. Gerade ein Hund, der sich langweilt Macht in der Regel sehr viel Unsinn und legt hierbei ein enormes, zerstörerisches Potenzial an den Tag. Auch die meisten unerwünschten Verhaltensweisen bei Hunden lassen sich in der Regel auf die fehlende Befriedigung der tierischen Bedürfnisse zurückführen. Man könnte also sagen, dass die Probleme mit einem Tier vorprogrammiert sind, wenn man sich nicht im Klaren über seine Bedürfnisse ist oder nicht bereit ist, diese Bedürfnisse angemessen zu erfüllen. Wichtig hierbei ist auch zu verstehen, dass die Bedürfnisse auch nach Weihnachten, im Alltag, im Urlaub und auch bei schlechten Wetter oder Krankheit erfüllt werden müssen. Viele Tiere leben dazu noch recht lange. Fragen sollten geklärt werden, wer zum Beispiel das Tier versorgt, wenn die Kinder ihre eigenen Wege gehen.

Tierhandel zu Weihnachten

Obwohl jedes Jahr wieder vorgewarnt wird, ein Tier zu Weihnachten aufzunehmen, boomt das Geschäft der Tierhändler zu Weihnachten doch jedes Jahr wieder. Die beschriebenen Wünsche nach einem Haustier wiederholen sich jedes Jahr wieder und viele Tierhändler haben bereits erkannt, dass man so große Summen mit seinen Tieren verdienen kann. Schon im Spätsommer werden die Tiere so gedeckt, dass sie pünktlich zum Weihnachtsfest abgabebreite Jungtiere haben, mit denen sich dann natürlich auch gutes Geld verdienen lässt. Gerade in der Vermehrung von Hunden, Katzen und Kaninchen und Meerschweinchen, bei denen es sich nun die vier beliebtesten Tierarten handelt, kommt es in den Zuchtfarmen kurz vor Weihnachten zu einem regelrechten Babyboom. Dabei vergessen die meisten Menschen heutzutage, dass gerade wenn man seine Tiere aus nicht ganz nachvollziehbaren Quellen bezieht, die Muttertiere meist nichts anderes als Brutkästen sind, die in viel zu eng begrenzten Räumen und Käfigen leben und nur so viel Aufmerksamkeit bekommen, wie es unbedingt notwendig ist, damit sie am Leben bleiben und die Jungen produzieren können mit denen dann die Tierhändler sich eine goldene Nase verdienen. Im Endeffekt gewinnt beim Tierhandel zu Weihnachten nur einer und das ist der Tierhändler.

 

Natürlich kann es sein, dass man sich über die Anschaffung des Tieres zusammen mit der Familie entsprechende Gedanken gemacht hat und zu dem Schluss gekommen ist, dass man einem Tier ein liebevolles Zuhause über viele Jahre hinweg geben will und auch genau weiß, was auf einen zukommt, wenn die ersten aufregenden Tage vorbei sind und der Alltag sich einstellt. Grundsätzlich ist der Zeitpunkt, wann man sich dann ein Tier zulegt, eigentlich vollkommen egal und die Frage, ob ein Tier unter dem Weihnachtsbaum gehört, ist hier einfach überflüssig. Kommt man zu dem Schluss, dass ein Tier in die Familie einziehen soll, dann ist der eigentliche Zeitpunkt wann dieses passiert auch vollkommen egal. Vielleicht macht es ja gerade Sinn, nicht vor Weihnachten zu versuchen noch ein Tier zu bekommen, sondern auf die Nachweihnachtszeit zu warten, denn spätestens dann landen die ersten, nun unliebsam gewordenen, Weihnachtsgeschenke in den Tierheimen und Notierrettungsorganisation, die nach Weihnachten und vor dem Beginn, der Sommerferien in der Regel alle Hände voll zu tun haben. Habt ihr euch also wirklich gut überlegt, dass ihr euch ein Tier anschaffen möchtet und es ist gerade Weihnachtszeit, dann ist es gerechtfertigt darüber nachzudenken, ob man nicht noch ein paar Wochen wartet und dann eine kleine Seele aufnimmt, die nicht so viel Glück hatte, in eine Familie zu kommen, die sich die Anschaffung des Tieres möglichst gut überlegt hat.

 

[KaKra]

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