⎯ Wir lieben Familie ⎯

Ein Vater erlebt die Geburt

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AutoreninfoMag. Reka Schausberger
aktualisiert: 10.11.2021Mehrfache Mutter
Erziehung, Familie, Psychologie

Jetzt verschwand diese Gefühl, das alles irgendwie unwirklich für mich erscheinen ließ. Alles wurde so klar, so real, eine Stimme in mir rief “Es geht los, Endspurt, nun wirst Du Papa!”. Als der Anästhesist die PDA legte, hielt ich meine Frau so fest, dass sie bald erstickt wäre, befürchtete ich doch, etwas könne schief gehen, wenn sie sich plötzlich bewegt. Dann öffnete sich der Muttermund recht schnell.


Meine Frau fand mit den Beinen nicht mehr den Halt, den sie suchte, um beim Pressen genug Kraft hinein zu legen. So nahm ich eines ihrer Beine, drückte bei den Presswehen dagegen und es war, als würde ich teilhaben beim Hinausschieben unseres Babys. Dann plötzlich kam der Kopf zum Vorschein. Verklebt, verschmiert, mit dunklen, welligen Haaren. Gleich danach das kleine Gesicht, faltig, grimmig, rot, wie ein alter Indianerhäuptling.


Der Arm hatte sich etwas verdreht und die Hebamme musste seine Position korrigieren bevor meine Frau weiterpressen durfte. Das bekam ich nur noch beiläufig mit, denn ich konnte nicht mehr wegsehen von diesem kleinen, schrumpeligen etwas, das da gerade auf die Welt kam. Nur einen Bruchteil einer Sekunde schaute ich zur Uhr, um ganz genau den Moment zu wissen, an dem unsere Kleine vollständig geboren war, dann hatte ich endgültig nur noch Augen für sie.

Emily war da! Sie schrie nicht, weinte nicht, nein, sie gab nicht den kleinsten Mucks von sich. Alles was sie tat, war die Hebamme mit einem grummeligen Blick anzustarren, als sei sie wütend, dass man sie aus ihrem kuschelig warmen Platz in Mamas Bauch herausgezogen hatte. All die Anspannung war weg, im Kreißsaal war eine so ruhige, friedliche Stimmung als hätte es keine Wehen, keine Schmerzenslaute und erst recht keine Ängste in den Stunden zuvor gegeben.

Als ich die Nabelschnur durchtrennte war das für mich ein Augenblick, der mir das Gefühl gab einen Teil dazu beigetragen zu haben unsere Tochter auf die Welt zu bringen. So wie ihre Mutter ihren Teil mit den Wehen dazu beigetragen hatte, auch wenn das so nicht einfach miteinander zu vergleichen ist. Aber es war eben als hätten wir unser Kind gemeinsam geboren.

Nachdem Emily zuerst auf dem Bauch meiner Frau gelegen hatte, durfte nun auch ich sie halten. Diese Gefühl werde ich mein Leben nicht vergessen. Da war so viel Wärme, Nähe, der Wunsch, niemals mehr etwas anders zu machen als dieses zerknautschte, wunderschöne kleine Mädchen zu beschützen. Und in Gedanken sprach ich mit ihr “Ey, kleine Maus ich bin Dein Papa! Ja, ICH BIN PAPA!”

Als ich gut eine Stunde später Richtung Anmeldung marschierte, um dort die nötigen Formulare auszufüllen, fühlte ich mich als würde ich aus meinem Inneren leuchten, so als müsste mir jeder ansehen, dass ich gerade Papa geworden sei. Um mich herum trieb die Hektik des Krankenhausalltags Menschen umher, die mich nicht einmal beachteten und das machte mich sogar etwas wütend, denn ich dachte: Wie können diese Menschen nur ignorieren, dass hier ein frisch gebackener Vater an ihnen vorbei geht?

Ein paar Stunden später waren wir dann zu Hause. Wir lagen in unserem Bett, unsere kleine Tochter zwischen uns, hielten unsere Hände und bestaunten dieses kleine Wunder, das wir geschaffen hatten. Meine Frau erinnerte sich an meine Ängste, die ich manchmal gehabt hatte als sie noch schwanger war und fragte mich lachend “Und? Vor diesem Prinzesschen hattest Du Angst?” Ich überlegte kurz, schüttelte den Kopf “Nein, nicht vor ihr. Vor so einem süßen Wunder, kann man gar keine Angst haben. Wenn, dann hatte ich Angst nicht gut genug für sie zu sein!”. Und innerlich lachte ich mich aus, um dann abwechselnd meine Frau und unsere Tochter ganz vorsichtig zu küssen.

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