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Ein Vater erlebt die Geburt

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Babys Hand
Babys Hand
AutoreninfoMag. Reka Schausberger
aktualisiert: 10.11.2021Mehrfache Mutter
Erziehung, Familie, Psychologie

Es war im September, ich hatte Spätschicht und wie jeden Tag in den letzten Wochen, telefonierte ich mit meiner Frau so oft ich konnte. Wie unter Zwang, musste ich mich alle paar Minuten erkundigen, ob alles mit ihr in Ordnung sei und immer wieder beruhigte sie mich.


Dieser ganze Tag war schon irgendwie anders, etwas lag in der Luft, machte mich nervös, doch ich konnte nicht sagen was es war. Meine Frau redete am Telefon von den üblichen Übungswehen, doch diesmal beruhigte ich mich nicht. Eine Alarmglocke bimmelte in mir, mein Instinkt sagte "Heute passiert was". So fuhr ich schließlich vorzeitig nach Hause, wo mich meine Stieftochter an der Haustür mit der Nachricht empfing, dass vor etwa 20min die Fruchtblase geplatzt sei. Schlagartig wurde ich so ruhig, dass ich mich heute noch wundere wie routiniert ich sein konnte. Während ich eine Freundin anrief, die uns zur Klinik fahren sollte, suchte ich alles zusammen, was wir für die Klinik gepackt hatten. Es war, als handelte da jemand anderes nur nicht ich, denn ich müsste ja eigentlich die Nervosität in Person sein.


Die lange Arbeitsschicht forderte auf dem Weg zur Klinik ihren Tribut und ich nickte im Auto ein, sodass meine Frau mich wecken musste, als wir da waren. Nun bekam ich ein schlechtes Gewissen, denn ich wusste ja, dass sie sich nicht mal eben so entspannen konnte.

Trotzdem nun alle vier Minuten die Wehen kamen, hatte meine Frau gerade einmal eine Muttermunderöffnung von 3-4 cm. Zwei Hebammen bereiteten eine große Wanne vor, in der sie sich entspannen konnte. Doch obwohl die Wehen immer stärker zu werden schienen und die Abstände schließlich im Minutentakt kamen, blieb die Öffnung des Muttermundes bei 3-4 cm.

Ich fühlte mich hilflos, denn es gab nichts, was ich für meine Frau tun konnte. Sie dümpelte da mit den Wehen in der Wanne und ich konnte ihr nichts abnehmen, nicht wirklich helfen und so fühlte ich mich mit jeder Wehe, die sie zu veratmen versuchte schuldiger. Ständig lief ich hinaus, um frische Luft zu schnappen, eine Zigarette zu rauchen, neuen Mut zu fassen, dass ich nun versuchen müsste für meine Frau stark zu sein. Nur wie?

Die Hebammen bemerkten meine Hilflosigkeit und auch, wie mich immer mehr die Müdigkeit überrollte. Sie kochten mir kannenweise Kaffee mit den Worten "Damit Du munter bist, wenn Dein Einsatz kommt!". Das machte mir etwas Mut, dass ich doch noch etwas tun könnte, jetzt fühlte ich mich nicht mehr ganz so schuldig und bereitete mich innerlich darauf vor meine Frau noch unterstützen zu können.

Nach fast vier Stunden beriet man über eine PDA. Der Muttermund meiner Frau öffnete sich einfach nicht weiter. Irgendetwas wurde gesagt von einer Spastik und dass man hoffe die PDA könne die nötige Entspannung bringen. Eine unbeschreibliche Angst überkam mich, aber ich wusste, jetzt war meine Zeit gekommen stark für meine Frau zu sein.

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