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Sarah´s Sternenkinder

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Wir vermissen Euch!
Wir vermissen Euch!

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AutoreninfoMag. Carina Runge-Mathis
aktualisiert: 29.01.2016Gründerin von Mamiweb, Mehrfache Mutter
Gesundheit, Familie, Soziales

Ein Erfahrungsbericht von Sarah (Milan220515).

Alles begann im Dezember 2014

Ich war mit eurem Papa 4 Jahre zusammen und wir hatten vor zu heiraten obwohl ich erst 18 Jahre alt war. Ich habe ihn geliebt, er war der beste Mann den man sich nur wünschen konnte. Eines Tages kam meine beste Freundin Jessi zu mir. Ich musste mich dauernd übergeben und sie sagte ich solle doch mal einen Schwangerschaftstest machen. Ich lachte sie aus, da erst zwei Wochen davor meine Spirale entfernt wurde und ich dies nie im Leben glauben konnte, dass es so schnell funktionieren würde. Als die Übelkeit nicht besser wurde machte ich doch einen Test und siehe da, er war positiv. Ich konnte es gar nicht glauben. Im ersten Moment wusste ich nicht ob ich weinen, schreien oder lachen sollte; ich war zu sehr durcheinander.

Bin ich wirklich schwanger?

Also beschloss ich mit Jessi zum Frauenarzt zu gehen und das ganze wirklich zu bestätigen lassen. Ich war so furchtbar nervös als er den Bildschirm einschaltete und schaute ob ich schwanger bin. Es dauerte keine 2 Minuten dann guckte er mich an und sagte: "Herzlichen Glückwunsch sie werden Mama". Ich konnte es gar nicht glauben und lag einfach nur schweigend auf dieser Liege und betrachtete den riesigen Bildschirm. Als auf einmal der Arzt wieder weiter aufschaute, und ich fragte was los sei, gab er mir keine Antwort. Doch nach 5 Minuten schaute er mich an, grinste und sagte: "Wow das war wohl ein Volltreffer Frau ..., Sie bekommen Zwillinge". Ich konnte das nicht glauben freute mich aber zugleich so sehr, es war für mich schwer vorzustellen, dass diese zwei kleinen Punkte in meinem Bauch meine Babys sein sollten.

Euer Papa war so glücklich und gleichzeitig schockiert. Wir wussten, dass sich unser Leben nun komplett verändern wird, also kauften wir eine große Eigentumswohnung, verkauften unsere Pferde und versuchten jeden einzelnen Tag zu genießen.

Erste Komplikationen

Eines Tages, als es Streit zwischem eurem Vater und mir gab, bekam ich ziemliche Bauchschmerzen und wir fuhren so schnell wie möglich ins Krankenhaus. Dort angekommen, voller Sorge und Angst, wurde ich untersucht und man teilte mir mit, dass ich ein Baby verloren hätte. Ich konnte es nicht glauben. Obwohl ich wusste das ich noch ein Baby im Bauch hatte, dem es gut geht, fühlte ich mich so leer und es begann eine Trauerzeit die mich sehr viel Nerven kostete. Als dein Geschwisterchen uns verlassen hat, hatte ich sehr Angst um dich und ging alle zwei Wochen zum Frauenarzt um mir sagen zu lassen, dass es dir gut geht.

Doch lange sollte das ganze nicht anhalten

Es war der Geburtstag meiner Cousine Jessi, wir feierten ihren 18ten. Ich war so glücklich und fiel Jessi in die Arme. Doch plötzlich wurde alles anders. Blut floss auf einmal an meinen Beinen herunter und es hörte garnicht mehr auf zu strömen. Auf dem Klo das aus sah als hätte man jemanden abgestochen. Ich weinte und betete, dass es dir gut gehen würde. Meine Mama die auch auf dem Geburtstag war fuhr mich so schnellstmöglich ins Krankenhaus. Der Arzt sagte mir, dass ich ein Hämatom in der Plazenta hätte das diese Blutungen verursachen würde. Aber du lebst und das war mir das Wichtigste. Du warst schon so groß und man konnte mittlerweile alles erkennen. Zur Kontrolle musste ich eine Woche im Krankenhaus bleiben.

Leider hat es nicht lange gedauert und es kam das nächste Problem. Monate später wachte ich nass in meinem Bett auf. Ich dachte ich sehe nicht richtig; erschrocken rief ich meinen Frauenarzt an und fragte was ich tun sollte. Da dein Papa in der Arbeit war fuhr ich allein ins Krankenhaus und was mir da gesagt wurde, konnte ich nicht glauben.

Ich verlor Fruchtwasser

Sie sagten mir, dass ich Fruchtwasser verloren hätte und dass du nicht mehr leben würdest. Ich bestand auf einen Ultraschall-Test denn sie nicht machen wollten weil sie sich sicher waren, dass du nicht mehr leben würdest doch siehe da. Mein kleiner Mann lebte. An diesem Tag erfuhr ich übrigens auch das du ein Junge bist. Sie verlegten mich in ein anderes Krankenhaus das auch eine Kinder-Intensivstation hatte.

Als ich der Ärztin sagte, dass ich Fruchtwasser verliere, sagte sie nur das man da nichts machen könne und dies nun der Natur überlassen müsste. Ich dachte ich höre nicht richtig. Weinend fiel ich deinem Papa um die Arme und sagte ihm und meiner Mama, dass sie mir nicht helfen wollten. Als nach einer Woche Aufenthalt im Krankenhaus noch immer nichts gemacht wurde rastete ich aus und wollte auf die Ärztin los gehen. Ich kam mir so hilflos vor. Von Tag zu Tag verlor ich immer mehr Fruchtwasser und spürte deine Bewegungen von immer leichter. Also wusste ich, ich muss das ganze selber in die Hand nehmen.

Die Münchner Klinik

Schließlich las ich, dass es eine Klinik in München gibt die das Fruchtwasser wieder auffüllen würde. In Absprache mit meiner Mama und eurem Papa fuhren wir also nach München zu dieser Klinik um das Fruchtwasser wieder auffüllen zu lassen. Ich musste einige Untersuchungen durchmachen und musste zunächst täglich, danach wöchentlich zur Kontrolle in die Klinik fahren, um prüfen zu lassen, wie es dir gehen würde. Als ich den Arzt drauf hinwies wann er denn eigentlich die Fruchtwasser Auffüllung vor hätte schaute er mich an und sagte: "garnicht". Ich solle die Schwangerschaft abbrechen meinte er. Ich verstand die Welt nicht mehr. Warum wollte mir einfach niemand helfen?

Du warst gesund du warst viel zu groß und viel zu schwer für die Woche in der du warst. Also warum sollte ich dich töten. Nein, das sah ich nicht ein, und so flehte ich den Arzt weinend an mir bitte das Fruchtwasser auffüllen zu lassen. Es war klar für mich zu sehen das du ein Kämpfer bist. Eine Woche später war es soweit und mir wurde das Fruchtwasser aufgefüllt sowie auch blau gefärbt um zu sehen wenn ich wieder etwas verlieren würde. Ich dachte so jetzt wird wieder alles gut.

Doch 24 Stunden später sollte sich mein komplettes Leben ändern.

Die Entscheidung die mein Leben veränderte


Ich war mit deinem Papa in einem Möbelgeschäft um noch ein paar Sachen für unsere Wohnung zu kaufen, als ich plötzlich ein ziehen im Unterleib bekam. Ich hielt mich an deinem Papa fest und dann geschah das was ich vermeiden wollte. Die Fruchtblase platzte. Auf dem Weg ins Krankenhaus weinte ich so viel weil ich wusste was jetzt auf mich zu kommen würde. Eine Hebamme und ein Arzt waren sofort da und brachten mich in den Kreissaal um mich erst einmal zu untersuchen. Sie waren geschockt obwohl du kein Fruchtwasser mehr hattest und du erst in der 23 Woche warst ging es dir gut und dein kleines Herz klopfe so schnell. Der Arzt rief mich und deinen Vater in einen ruhigen Raum zu sich, indem uns gesagt wurde, dass ich dich auf die Welt bringen müsse, da du leider noch nicht lebensfähig bist und du auch kein Fruchtwasser mehr hast, dass dich noch einige Wochen am Leben halten könnte. Ich solle mich entscheiden was ich möchte. Ob ich es noch paar Wochen durch ziehe und du zu 99% schwerbehindert bist da du ohne Fruchtwasser nicht wirklich leben kannst oder ob ich dich Gott übergebe. Das war die schwerste Entscheidung für mich und deinem Papa. Jetzt sollten wir entscheiden ob du leben darfst oder nicht.

Ich gebe Dich in Gottes Hände

Also entschieden wir uns dich in Gottes Hände zu übergeben, zu deinem Geschwisterchen. Ich sollte normal entbinden.Ich bekam ein eigenes Zimmer indem dein Papa Tag und Nacht an meiner Seite war, und auch Jessi war jede freie Minute bei uns. Nach 20 Stunden Wehen war es soweit du kamst auf die Welt. Kurz bevor du auf die Welt kamst tratst du unglaublich viel und stark gegen den Bauch als ob du schon wissen würdest was jetzt mit dir passieren würde. Du kamst lebend auf die Welt, wurdest dennoch gleich weg gegeben. Ich wurde inzwischen in den OP zur Ausschabung gebracht und als ich aufwachte hoffte ich, dass das ganze nur ein blöder Traum war. Doch es war die Realität, mein Baby ist tot.

Du starbst 20 Minuten nach deiner Geburt. Man konnte dir leider nicht mehr helfen. Im Zimmer angekommen warteten deine Oma dein Opa dein Papa und der Pfarrer den wir uns gewünscht hatten. Sie legten mir dich auf die Brust und zum ersten Mal spürte ich wie nah sich Mutter und Kind eigentlich wirklich sind. Du warst noch so warm. Du wurdest auf den Namen Milan getauft und Jessi ist deine Taufpatin.

Wenig später war deine Beerdigung auf der dein Papa und ich leider nicht waren.

Unser Nachruf

Du erblicktest die Welt am 22.05.2015 um 20:15 Uhr und verstarbst ca. 20 Minuten später. Leider warst du nur kurz unter uns Lebenden. Mein Schatz ich hoffe dir geht es gut da wo du jetzt bist.

Mama und Papa vermissen dich sehr und lieben dich über alles. Bitte verzeih uns das wir bis jetzt nur einmal auf dem Grab waren ich bin einfach noch nicht soweit aber es gibt keinen Tag an dem ich nicht an dich denke mein kleiner Stern. Zudem bekam ich leider die Nachricht Ende 2015 das ich nicht mehr schwanger werden kann da ich bei der Ausschabung zu sehr verletzt wurde.

Wir lieben euch über alles und immer wenn uns jemand frägt ob wir Kinder haben sagen wir "ja wir haben zwei wundervolle Kinder doch leider dürfen Sie uns nur von oben im Leben begleiten".

Bis heute kann ich nicht in das Kinderzimmer rein gehen weil es mich zu sehr verletzt.

Mama und Papa sind immer für euch da.

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