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Linkshänder oder Rechtshänder - Was ist zu beachten?

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Die linke oder die rechte Hand?
Die linke oder die rechte Hand?

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AutoreninfoMag. Carina Runge-Mathis
aktualisiert: 03.09.2019Gründerin von Mamiweb, Mehrfache Mutter
Gesundheit, Familie, Soziales
Linkshändigkeit wurde in früheren Zeiten von großen Teilen der Gesellschaft nicht akzeptiert. Darum hat man lange Zeit versucht, Kinder davon abzuhalten, ihre linke Hand als Arbeitshand zu benutzen.

Fehler der Vergangenheit

Aufgrund der gesellschaftlichen Inakzeptanz entwickelte sich v.a. in den westlichen Ländern eine regelrechte Umschulung, die den Zweck hatte, die meisten Tätigkeiten bevorzugt mit der rechten Hand auszuführen. Doch dadurch wird in wichtige Prozesse im kindlichen – und daher sich noch entwickelnden – Gehirn eingegriffen. Bei der Umschulung wird die Gehirnhälfte mit dem Bewegungszentrum für die dominante Hand gehemmt, die andere hingegen überfordert. Heute sind etwa zwischen 10 und 15% der Bevölkerung in Europa linkshändig.

Tatsächlich weiß man heute aber, dass es nicht wesentlich ist, ob ein Kind Links- oder Rechtshänder/in ist, sehr wohl ist es aber bedeutend für die Entfaltung seiner Potenziale, dass es die angeborene Händigkeit leben kann.

Tatsächlich sind 30% bis 50% der Menschen linkshändig

Es gibt tatsächlich weit mehr linkshändige Menschen, als die rund 10 bis 15%, die den Stift mit der linken Hand halten. Viele Wissenschaftler gehen mittlerweile von 30%, einige sogar von einer Gleichverteilung (50% zu 50%) von Rechts- und Linkshänder/innen aus.

Umgeschulte Linkshänder

Umgeschulte Linkshänder haben im Kindergarten oder in der Schule oft Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisstörungen. Beispielsweise haben sie bei Kreisspielen keine Ahnung, wer als Nächstes dran kommt. Sie verwechseln mitunter "u" und "n", "6" und "9", "b" und "d" und "p" mit "q". Das kann schließlich zu Minderwertigkeitsgefühlen oder sogar Verhaltensstörungen führen. Viele der Betroffenen fühlen sich nicht akzeptiert und ziehen sich zurück. In manchen Fällen können solche Kinder anfangen zu stottern, Nägel zu kauen oder nachts ins Bett zu machen.

Kinder, die Linkshänder sind, ahmen erwachsene Rechtshänder oft nach

Viele Linkshänder-Kinder fangen auch an, sich selbst umzuschulen. Dies passiert während des natürlichen Prozesses der Nachahmung: Sehen sie andere Kinder oder Erwachsene Dinge mit der rechten Hand verrichten, machen sie alles automatisch mit der rechten Hand nach. Dabei ernten sie statt Lob für das Nachahmen oft Kritik wegen ihrer Tollpatschigkeit. Das prägt sich dann wiederum in ihre Persönlichkeit ein und führt gegebenfalls zu Minderwertigkeitsgefühlen und geringerer Leistung. Sie müssen schließlich in vielen Situationen überlegen, ob sie eine Tätigkeit mit der linken oder rechten Hand ausüben wollen und da verbleibt oft nicht genug Zeit, um sich auf Inhalte zu konzentrieren.

Dabei sind diese Kinder keineswegs weniger leistungsfähig als ihre rechtshändigen Genossen. Deshalb ist es besonders wichtig auch darauf zu achten, ob das Kind eine Hand bevorzugt. Falls nicht, kann es sich um einen Linkshänder handeln, der durch Nachahmung überwiegend die rechte Hand einsetzt.

Frühzeitig testen

Deshalb sollte man im Falle einer scheinbar fehlenden Dominanz (wenn das Kind beide Hände gleich oft zu benutzen scheint) den Kinderarzt informieren und frühzeitig mit diversen Tests herausfinden, welche Hand die dominante ist. Solche Tests bieten beispielsweise Heilpädagogen oder Ergotherapeuten an (Mehr zum Thema Ergotherapie findest Du in unserem Artikel zur Frühförderung hier » Ergotherapie für Kinder).

Linkshänder-Kinder brauchen die Unterstützung ihrer Umwelt

Linkshänder und Rechtshänder gehen oft mit ganz einfachen Alltagsgegenständen völlig unterschiedlich um. Deshalb fordern linkshändige Kinder besonders viel Aufmerksamkeit, wenn es um Gegenstände geht, mit denen sie als Linkshänder nicht geschickt umgehen können. Die Tollpatschigkeit, die dadurch der Umgebung auffällt, ist mit den richtigen Gebrauchsgegenständen zwar vermeidbar, führt aber oft ebenfalls zu Minderwertigkeitsgefühlen oder zu Ausgrenzung durch andere.

Zum Beispiel kann auch bei der Auswahl von Spielzeug die dominante Hand eine Rolle spielen. Es gibt Spielsachen, die man mit beiden Händen gleich gut bedienen kann, manche sind aber viel besser geeignet für Kinder, die Rechtshänder sind. Beispielsweise ist eine Spielzeugangel mit dem Seilzug auf der rechten Seite eine große Herausforderung für ein Kind, das Linkshänder ist. Besonders beim Zusammenspielen von mehreren Kindern sind Spielsachen von Vorteil, die kein Kind - unabhängig davon, ob es Links- oder Rechtshänder ist - benachteiligen!

Tipps für die Zeit im Kindergarten und in der Schule

Auch im Kindergarten und in der Schule sollte man sich vergewissern, dass sich ein Linkshänder mit den richtigen Mitteln optimal entwickeln kann. Beispielsweise kann ein Linkshänder mit einer normalen Schere gar nicht schneiden. Glücklicherweise kann man heutzutage Scheren, aber auch Füller oder Spitzer für Linkshänder kaufen.

Ein linkshändiges Kind sollte in der Schulbank möglichst auf der linken Seite sitzen, um nicht regelmäßig mit dem neben ihn sitzenden Rechtshänder anzustoßen. Das Kind hat es leichter Schreiben zu lernen, wenn es die sogenannte „stehende“ Schrift lernt, und nicht die für Rechtshänder normale Schrift, die leicht nach rechts geneigt ist. Beim Schreiben sollten Linkshänder ihr Heft mit der linken Ecke leicht nach oben schieben – so bleibt ihr Rücken beim Schreiben gerade und ihre eigene Handschrift ist für sie trotzdem sichtbar.

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