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Englisch in der Grundschule

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Englisch in der Grundschule - es wird viel mit Bildern gearbeitet
Englisch in der Grundschule - es wird viel mit Bildern gearbeitet
AutoreninfoMag. Reka Schausberger
aktualisiert: 01.09.2019Mehrfache Mutter
Erziehung, Familie, Psychologie

Grundschule und Englisch das gehört seit einigen Jahren fest zusammen. Doch es werden immer mehr Stimmen laut, dass der Englischunterricht an der Grundschule vielleicht gar nicht das Gelbe vom Ei sein würde. Warum dies so ist und welche Probleme der Englischunterricht in der Grundschule mit sich bringen kann, das erfährst du hier in diesem Artikel.

Was du hier lesen kannst:

  1. Kinder lernen früher besser?
  2. Unterschiedliche Konzepte
  3. Große Unterschiede im Kenntnisstand
  4. Kritik am Grundschulenglisch
  5. Lehrpläne sehr verschieden
  6. Fazit

1. Kinder lernen früher besser?

Vor etlichen Jahren gab es noch kein Englisch in der Grundschule. In der Grundschule wurden den Kindern Kernkompetenzen vermittelt, die vor allem das Schreiben, das Lesen und das Rechnen beinhalteten. Natürlich gehörte auch der Sachunterricht fest zum Lehrplan, in welchen die Kinder die Möglichkeit hatten, mehr über ihre Umwelt zu erfahren und einfache Zusammenhänge und Dinge aus ihrer Region zu erlernen. Da Kinder in frühen Jahren nachweislich sehr gut und sehr einfach lernen und gerade Kinder die zweisprachig aufwachsen in der Regel viele Vorteile genießen, gelangte schlussendlich auch der Englischunterricht in die Grundschulen. Das Prinzip war gut, doch es hakte und hakt auch heute teilweise noch an bestimmten Punkten. So fehlte es zum Anfang an Lehrplänen, einheitlichen Strukturen, entsprechend ausgebildeten Lehrern und natürlich auch Lehrmaterialien. Heute sind die meisten dieser Probleme beseitigt worden und trotzdem wird der Englischunterricht mittlerweile wieder etwas kritischer beäugt. Die erwünschten Vorteile des Englischunterrichts, nämlich dass die Kinder Englisch besser lernen, hat sich so in diesem Bereich nicht wirklich bestätigt. Fakt scheint zu sein, dass eine Sprachkompetenz, die in der Grundschule aufgebaut werden soll, nicht in der Schule aufgebaut werden kann. Im Endeffekt profitieren die Kinder vom Englischunterricht in der Grundschule eher weniger, aber es gibt diverse Probleme, die dabei auftauchen.

2. Unterschiedliche Konzepte

Eines dieser großen Probleme sind die unterschiedlichen Konzepte, mit denen die Schulen an den Englischunterricht herangehen. Werden die Kinder in den ersten Jahren des Englischunterrichts in der Grundschule vor allem im spaßigen Sinne an den diese Sprache herangeführt, bei dem es mehr um Spiel und Spaß geht, als um echtes Englisch lernen, wie man sich das sonst so vorstellt, ändert sich dieses abrupt mit Eintritt in die weiterführenden Schulen. Hier existiert immer noch das Recht starre und trockene Lernkonzept des Vokabeln Auswendiglernens und Grammatikregeln Verinnerlichens. Da dieses Konzept den meisten Kindern weniger Spaß macht, wird der Englischunterricht hier recht schnell negativ behaftet und nicht selten führt das dazu, dass die Kinder die englische Sprache nicht mehr besonders mögen. Dies ist ein Problem, denn Englisch ist aus unserem heutigen Leben kaum noch wegzudenken und ganz ohne Englischkenntnisse geht es gar nicht mehr. Doch man darf sich auch nicht der Idee hingeben, dass man mit dem Schulenglisch irgendwo ankommen würde. Wer nach der Schule aufhört, an seinen Englischkenntnissen zu arbeiten, ist in der Regel immer noch nicht wirklich in der Lage, sinnvoll mit der Sprache etwas anzufangen. Wenn in der Schule aber, aus einem sehr positiven Konzept für die Kinder, plötzlich ein recht anstrengendes geworden ist, was viele Kinder dazu bewegt, dass sie das Fach nicht sonderlich schätzen, sorgt dies in der Regel auch im weiterführenden dafür, dass mehr Kinder froh sind, sich mit dem Fach nicht auseinandersetzen zu müssen und dies mit Beendigung der Schulzeit dann noch einfach sein lassen. Hierdurch wird die englische Sprache für viele, vor allem für viele junge Menschen sehr negativ behaftet, was zu diversen Problemen im weiteren Leben führen kann.

3. Große Unterschiede im Kenntnisstand

Ein weiteres großes Problem, dass der Englischunterricht in der Schule mit sich bringt, ist die Tatsache, dass viele Kinder einen sehr unterschiedlichen Kenntnisstand aufweisen. Es fällt den weiterführenden Schulen teilweise recht schwer, an die Kenntnisse der Kinder anzuknüpfen. So reichen die Aussagen und Ratschläge der Schulen von „das müsstet ihr doch können, ihr hattet doch schon seit X Jahren Englischunterricht“ bis hin zu „vergesst alles, was ihr vorher gemacht habt, jetzt geht der richtige Englischunterricht erst los“. Eine deutliche Verbesserung der Englischkenntnisse durch den frühen Englischunterricht lässt sich also nur in geringem Maße nachweisen. Die weiterführenden Schulen werden hier genauso vor Probleme gestellt, wie die Kinder, die sich plötzlich in einem gleichnamigen Fach auf gänzlich andere Unterrichtsmethoden und Konzepte einstellen müssen.

4. Kritik am Grundschulenglisch

Seit einigen Jahren wird die Kritik am Englischunterricht immer lauter. Den Mehrgewinn, den man sich durch den Englischunterricht erhofft hatte, ist leider ausgeblieben, aber neue Probleme sind entstanden. Doch nicht nur im Bereich der anderen Schulen unter vergleichbaren Kompetenzen kommt es hier immer wieder zu Problemen, sondern auch für die Kinder ist der Englischunterricht nicht nur etwas positives. So gibt es einige Studien und Vermutungen darüber, dass die Kinder durch das zusätzliche Fach gestresst werden. Es gibt schon einige Stimmen in einigen Bundesländern, die wieder über eine Abschaffung des Grundschulenglisch debattieren. Tatsächlich konnten Studien mittlerweile herausfinden, dass ein besonders früher Sprachbeginn mit Englisch nicht unbedingt die Kompetenzen der Kinder erhöht. So ließ sich zum Beispiel feststellen, dass Kinder in der fünften Klasse, die schon sehr früh, also ab der ersten Klasse Englisch gehabt hatten, ein deutlich besseres Hörverstehen hatten, als Kinder, die mit dem Englischunterricht erst in der dritten Klasse angefangen haben. Vergleicht man dies allerdings mit den Werten, einige Schuljahre später, so kann man feststellen, dass es gerade die Schüler sind, die erst ab der dritten Klasse Englischunterricht genossen haben, die das bessere Hörverstehen im Englisch aufweisen. Einen wirklichen Sinn scheint der frühe Englischunterricht also nicht zu machen. Schon 1979 ergaben einige Studien, dass Kinder vom frühen Unterricht nur dann profitieren, wenn sie auch im Haushalt zweisprachig aufwachsen und dass unser Englischunterricht somit und die englische Sprache somit in ihrem Leben eine außerschulische Rolle spielt. Des Weiteren lässt sich bemerken, dass viele Kinder in der Grundschule starke Probleme mit dem Englisch haben, dass Fach überhaupt nicht mögen und keinerlei Spaß am Lernen dieser ersten Fremdsprache haben, dann aber mit dem Übertritt in die neue Schule plötzlich keine Probleme mehr feststellen können. Tatsache ist aber zumindest, dass der Stressfaktor der Kinder in der Schule seit Einführung des Englischunterrichts in den Grundschulen zugenommen hat.

5. Lehrpläne sehr verschieden

Ebenfalls ein großes Problem ist die Tatsache, dass jedes Bundesland im grundschulischen Englischunterricht sein ganz eigenes Süppchen kocht. Die Lehrpläne sind verschieden und lassen sich in der Regel nicht miteinander vergleichen. Auch der Übergang von der Grundschule in die weiterführenden Schulen gestaltet sich hierdurch als sehr schwierig. Wie oben schon einmal aufgeführt, stehen auch die Lehrer der weiterbildenden Schulen hier häufig vor großen Problemen, da Kinder in derselben Klasse sehr unterschiedliche Erfahrungen mitbringen. Von diesen Lehrern wird erwartet, dass sie aber auch lernschwächeren Schüler den Englischunterricht nahebringen, und den Stoff sinnvoll vermitteln. Eine Herausforderung, die für viele Lehrer kaum umzusetzen ist. Dazu kommen Klassengrößen, die nicht selten 30 vielleicht sogar 40 Schüler umfassen und die in vielen Fällen auch noch Schüler aus verschiedenen Nationen beinhalten, bei denen Englisch womöglich schon die zweite Fremdsprache ist. Hier dafür zu sorgen, dass alle Kinder irgendwie an Stoff dran bleiben und Englischkenntnisse in einem festen Rahmen vermittelt werden, ist kaum möglich.

6. Fazit

Fassen wir diese ganzen Punkte einmal zusammen, stellt sich nicht ganz unberechtigt die Frage, ob der Englischunterricht in der Grundschule so überhaupt Sinn macht. Fakt ist, dass es keine Beweise gibt, dass die Kinder tatsächlich von dem frühen Spracherwerb profitieren, sehr wohl gibt es aber Beweise dafür, dass die Kinder deutlich mehr unter Schulstress leiden und Probleme beim Wechsel der unterschiedlichen Lernmethoden gerade im Fach Englisch haben. Man könnte also durchaus darüber nachdenken, den Englischunterricht einfach wieder abzuschaffen oder nur noch als freiwilliges AG Fach in der Grundschule zu führen. Obwohl schon Stimmen in diese Richtung teilweise laut werden, wird es wohl aber noch einige Jahre dauern, bis dies irgendwann tatsächlich umgesetzt wird. Anhand der Faktenlage und der letzten Studien scheint der Englischunterricht in der Grundschule, so wie er heute praktiziert wird, keine allzu lange Zukunft mehr zu haben. Wir dürfen also gespannt sein, was die nächsten Jahre uns hier bringen werden.

 

[KaKra]

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